PD Dr. Klaus Schaper: „Wenn man helfen kann, ist es ein guter Antrieb“
PD Dr. Klaus Schaper ist Arbeitsgruppenleiter am Institut für Organische Chemie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und bekannt für sein Engagement für digitale Lehre. Seit Jahren veröffentlicht er Materialien als OER, unter anderem im Rahmen des OERContent.nrw-Projekts OER.DigiChem. Im Interview verrät er unter anderem, was ein früherer US-Präsident mit seiner Einstellung zum Teilen zu tun hat und warum er auf einem Bahnsteig außerhalb Deutschlands erkannt wurde.
Herr Dr. Schaper, warum sollte man OER nutzen und bereitstellen?
Schaper: OER kann vielen Studierenden helfen. Ich zitiere gerne folgendes Beispiel: Ich stand mal in Kufstein am Bahnhof, als ein Mann die Treppe hochkam und mich ansah. Einen Augenblick später kam er zurück und sah mich noch mal an, und irgendwann sprach er mich an und sagte: „Sind Sie nicht der Herr Dr. Schaper?“ Ich erwiderte: „Ja, aber kennen wir uns?“ Und da sagte er: „Nein, aber ich studiere Medizin, und weil unsere Chemie-Vorlesung nicht besonders gut ist, gucken wir alle die Videos von Ihren Vorlesungen.“ Das zeigt, dass man mit OER Menschen erreichen kann. Und wenn man Menschen helfen kann, dann ist das glaube ich immer ein guter Antrieb. OER soll sich ja nicht nur an Studierende richten, sondern auch an Dozierende, die die Materialien nachnutzen können. In dem Punkt ist die Frage nach dem Warum vielleicht die Falsche, denn ich habe erst mal nichts davon, wenn ich Materialien bereitstelle. Aber ich zitiere gerne John F. Kennedy, der sagte: „Don’t ask, what your country can do for you. Ask what you can do for your country.“ Das ist vielleicht etwas pathetisch, aber der Grundgedanke, etwas fürs Gemeinwohl zu tun, ohne direkt nach dem eigenen Nutzen zu fragen, ist das, was OER ausmacht. Und wenn alle in diesen Topf einzahlen, wird er auch für alle nützlich.
Wann haben Sie persönlich schon von OER-Materialien profitiert?
Schaper: Das geht schon lange zurück. Vor zirka zehn Jahren habe ich ein Seminar geleitet, und in der Vorbereitung hat eine Mitarbeiterin von mir ein Video ausgegraben, das den gewünschten Sachverhalt gut erklärt hat und bei den Studierenden gut ankam. Erst danach haben wir angefangen, selbst Videos zu erstellen. Vor allen Dingen bei Abbildungen greife ich gerne auf OER-Material zurück, weil man sie – im Gegensatz zu vielen Videos – sehr gut bearbeiten und weiterentwickeln kann.
Welches OER-Material ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben und warum?
Schaper: Eine Präsentation wird ja immer hübscher, wenn ich ein Foto oder eine Abbildung benutzen kann. Deswegen sind OER praktisch. Wir haben zum Beispiel einmal ein Bild genommen, das die Analogie zwischen Wasser und Strom darstellt. Darauf wird sehr eingängig gezeigt, was Strom, Spannung, Potenzial, Widerstand etc. sind. Solche Materialien sind top. Ein anderes Beispiel ist unser OERContent.nrw-Projekt, in dem wir unter anderem auch für ORCA.nrw OER-Materialien produziert haben. Es ist aber schwer ein Material herauszupicken, weil wir wirklich mit vielen schon gearbeitet haben. Ich habe vor Kurzem ein Jubiläum gefeiert: Auf der Mediathek der Heinrich-Heine-Universität haben wir unser 900. Video hochgeladen.
Was wünschen Sie sich von Ihrem veröffentlichten Material?
Schaper: Dass möglichst viele Studierende und Dozierende es nutzen. Die Mühe soll sich ja lohnen. Ich erstelle OER nicht zum Selbstzweck, sondern damit sie genutzt werden. Gerade unsere Videoreihen zum Thema Software-Nutzung werden von verwandten Fakultäten wie der Pharmazie oder von Kollegen aus der Chemie eingesetzt, unsere Bibliothek empfiehlt ebenfalls einige der Videos. Es gibt für mich keinen besseren Weg zur Weiterverbreitung, als wenn Kollegen das Material empfehlen.
Auf LinkedIn präsentiert PD Dr. Klaus Schaper seine „3 Gründe für OER“.