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„Wie eine Schatzkiste“ – der OER-Fachtag Sprachwissenschaften

Der (digitale) OER-Fachtag „Sprachwissenschaften“, der am 26.06. unter Federführung der Universität Paderborn mit Beteiligung des Netzwerks Landesportal ORCA.nrw organisiert wurde, brachte dieses Mal Lehrende aus den sprachwissenschaftlichen Fachcommunities für einen Austausch zu Open Educational Resources (OER) zusammen und bot ihnen die Gelegenheit, sich zu OER-bezogenen Entwicklungen zu informieren sowie sich Inspiration für die eigene Lehre zu holen. Insgesamt waren ca. 70 Teilnehmende (exkl. Organisationsteam) beim Fachtag dabei.

Das Programm des OER-Fachtags „Sprachwissenschaften“ war vielfältig und umfasste einen Mix aus fach- und themenbezogenen Vorträgen und Einblicken in verschiedene Projekte, deren Materialien und Inhalte auf dem Landesportal ORCA.nrw zur Nachnutzung veröffentlicht werden/wurden. Darüber hinaus gab es praxisorientierte Beiträge rund um das Thema OER-Nutzung, OER-Erstellung und Digitale Barrierefreiheit.

Nach einer kurzen Begrüßung durch das Organisationsteam des Fachtags eröffnete Prof. Dr.-Ing. Volker Schöppner, Vizepräsident für Lehre, Studium und Qualitätsmanagement an der Universität Paderborn, den Fachtag: In seinem Grußwort verwies er auf OER als aktuelles bildungspolitisches Ziel und betonte die Mehrwerte von OER, die sich insbesondere im Austausch und der Vernetzung von Lehre und Lehrenden über die eigene Hochschule hinaus zeigen. Er lobte das Engagement von Lehrenden, die sich für OER einsetzen, und würdigte ihren Beitrag zur Förderung einer Kultur des Teilens, um OER nachhaltig an Hochschulen zu etablieren.

Auch die Pro-Rektor*innen der anderen an der Organisation des Fachtags beteiligten Hochschulen betonten in ihren Grußworten die Potenziale von OER für die (Zukunft der) Hochschullehre. Für die Präsentation dieser Grußworte wählten die Organisator*innen des Fachtags einen kreativen Ansatz: Sie erstellten eine zusammenhängende Grafik (siehe oben, Anm. d. Red.) und visualisierten damit die schriftlichen eingegangenen Grußworte. Entstanden ist eine beeindruckende Illustration, die ihrerseits unter einer offenen Lizenz geteilt wird und zur Nachnutzung einlädt.

Wie in der Grafik sichtbar wird, werden OER in der Hochschule als eine gefüllte und stetig erweiterbare Schatzkiste gesehen sowie als Sonne, die anderen Licht und Energie zuteilwerden lässt. OER machen Inhalte für andere zugänglich und nachnutzbar, ermöglichen offenes und gemeinsames Arbeiten über hochschulische Grenzen hinweg und können in der Lehre ein Spiegelbild zur Forschung sein. Hier ist zum Teil noch „Pionierarbeit“ notwendig, um Inhalte als OER (neu) zu produzieren bzw. als OER zugänglich zu machen: All dies trägt zu einem kollektiven Ökosystem bei und veranschaulicht gut den Kreislauf (Life Cycle) von OER.

Thematisch eröffnet wurde der Fachtag durch eine Keynote von Prof. Dr. Ilka Mindt (Universität Paderborn). In ihrem Vortrag „Ton, Schrift, OER – freie Bildungsmaterialien in den Sprachwissenschaften“ fokussierte sie den durch OER angestoßenen Paradigmenwechsel für die sprachwissenschaftliche Lehre an Hochschulen und skizzierte zwei Ebenen, die bei OER relevant sind: Die Ebene der Erstellenden und die Ebene der Nutzenden. Sie betonte, dass es sich bei OER lohne, „am Anfang schon ans Ende zu denken“, bei der Erstellung von OER also bereits die Nachnutzung entsprechender Inhalte in den Blick zu nehmen. 

Im Anschluss an diesen Einstieg in das Thema OER gingen Prof. Dr. Ilka Mindt und PD Dr. Markus Deimann (Geschäftsführer Landesportal ORCA.nrw) in ihrem gemeinsamen Vortrag auf den OER-Life-Cycle ein: Prof. Dr. Ilka Mindt berichtete aus der OER-Erstellenden-Perspektive von ihren Erfahrungen im OERContent.nrw-Projekt „AuthenticEnglishes.nrw“, das sie von 2020 – 2022 konsortialführend geleitet hat und teilte wertvolle „lessons learned“ mit den Teilnehmenden. In diesem Kontext hob sie u. a. die Beratungs- und Unterstützungsangebote seitens der einzelnen ORCA-Netzwerkstellen vor Ort und ihre Funktion als Schnittstelle zum Landesportal ORCA.nrw positiv hervor. Dr. Markus Deimann stellte daran anknüpfend das Online-Landesportal ORCA.nrw vor, auf dem die Materialien des Projekts zugänglich gemacht werden, und gab exklusive Einblicke in neueste Entwicklungen bei ORCA.nrw, u. a. zum Angebot einer thematisch sortierten Bündelung und Aufbereitung von OER-Einzelmaterialien (sogenannte „Themenwelten“).

Im Nachmittagsprogramm des OER-Fachtags hatten die Teilnehmenden in mehreren parallelen Sessions die Gelegenheit, Einblicke in verschiedene Projekte und ihre (entstehenden) OER-Materialien zu erhalten, sich über diese OER-Materialien auszutauschen und sich Inspiration für die eigene Lehre zu holen.

Dabei reichte das Spektrum der Beiträge in der ersten Parallelsession von Inhalten zur Sprachbildung in der Lehrer*innenbildung für berufliche Schulen, über Ressourcen zu Sprach-, Sprech- und Kommunikationsstörungen, bis hin zu Materialien, die Versprecher und false friends in der Fremdsprachendidaktik adressieren. Die zweite Parallelsession am Nachmittag bot Einblicke in digitale Tools zum Erwerb chinesischer Schriftzeichen und ihrer Bedeutung, sowie multimediale, modular strukturierte OER-Kurse im lehramts- und fachwissenschaftlichen Germanistikstudium. Insgesamt spiegelten die Parallelsessions nicht nur unterschiedlichen Schwerpunkte der Sprachwissenschaften wider, sondern zeigten auch ganz unterschiedlichen Formen und Formate von OER-Materialien.
 

Nach den Parallelsessions ging Dr. Annegret Haage vom DoBuS TU Dortmund/Kompetenzzentrum DigitaleBarrierefreiheit.nrw in ihrem Praxis-Impuls „H5P barrierefrei“ auf digitale Barrierefreiheit von Lehr-/Lernressourcen ein – ein Thema, das natürlich nicht nur im Kontext von OER von Bedeutung ist, sondern für digitale Lehr- und Lernmaterialien im Allgemeinen eine immer wichtigere Rolle spielt. In ihrem Vortrag zeigte sie, welche Inhaltselemente in der Open Source Software H5P wie barrierefrei genutzt und gestaltet werden können.

Zum Abschluss des Fachtags hatten die Teilnehmenden bei einer praxisorientierten Parallelsession wieder die Möglichkeit, zwischen Angeboten auszuwählen: Entweder sich zur Podcast-Produktion im italienischen Fremdsprachenunterricht und ihren didaktischen Mehrwerten auszutauschen oder sich praktische Tipps und Hinweise zur Nachnutzung von OER-Bildern zu holen. Die Verteilung der Teilnehmenden zeigte, dass beide Themen gerne angenommen wurden.

Mit dieser dritten Parallelsession ging der vierte OER-Fachtag erfolgreich zu Ende und die Teilnehmenden nahmen ihre eigene Schatzkiste an Eindrücken und Inspirationen mit.

Der nächste Fachtag lässt auch nicht lange auf sich warten: Der OER-Fachtag Gesundheit findet am 04. September 2023 in Präsenz in Bochum (Hochschule für Gesundheit) statt.

Den OER-Fachtag Sprachwissenschaften haben die ORCA.nrw-Netzwerkstellen von sieben NRW-Hochschulen gemeinsam organisiert. Mit dabei waren neben der Universität Paderborn (Federführung), die Ruhr-Universität Bochum, die Universität Duisburg-Essen, die Universität zu Köln, die HHU Düsseldorf, die Universität Bielefeld und die Universität Siegen.

Die am Fachtag Sprachwissenschaften beteiligten Netzwerkstellen bedanken sich ganz herzlich bei den engagierten Beitragenden für Ihre Inputs, den studentischen Hilfskräften für Ihre Unterstützung vor und während des Fachtags und allen anderen Personen, die diesen Fachtag unterstützt haben!

 

Herzlichen Dank an Frank Homp (Universität Bielefeld), der die Grafik angefertigt hat. Die Grafik ist unter der Lizenz CC BY 2.0 lizenziert und auch über flickr zugänglich.

3/2023: Internationaler Auftritt bei der Open-Education-Week

Im März war wieder einiges los rund ums Landesportal für Studium und Lehre. Nicht nur zahlreiche gelungene Veranstaltungen standen in den vergangenen Tagen und Wochen auf dem Programm, sondern auch einige interessante Informationen und Neuerungen wurden angekündigt. Den Überblick gibt’s hier in der Rubrik „Neues aus der Geschäftsstelle“.

 

Viele Highlights beim U:FF

Das lange Warten hat endlich ein Ende, das Programm des University:Future Festivals steht. Mit dabei ist auch das Landesportal für Studium und Lehre. „Wir freuen uns sehr, dass wir als ORCA.nrw bei einer bundesweit so renommierten Veranstaltung mit einer eigenen Bühne vertreten sind und dafür hochkarätige Gäste gewonnen haben. Wir stehen für digitale und offene Bildung, entsprechend riesig ist die Vorfreude auf den hochklassigen Austausch über die Zukunft der Hochschulbildung – bei uns im O-Werk in Bochum wie auch digital“, sagt PD Dr. Markus Deimann, Geschäftsführer von ORCA.nrw sowie Moderator der Veranstaltung. Neben ihm werden unter anderem Dr. Klaus Wannemacher, Dr. Konrad Faber sowie weitere interessante Speakerinnen und Speaker auf der Bühne stehen. Die Veranstaltung findet am 27. April von 9 bis 17.30 Uhr statt, Tickets sind noch erhältlich, das komplette Programm finden Sie hier.

 

Ab sofort: ORCAnews

Bleiben Sie ab sofort immer auf dem Laufenden mit den ORCAnews, dem exklusiven Newsletter des Landesportals für Studium und Lehre! In regelmäßigen Abständen verschicken wir relevante Infos aus dem Bereich der digitalen Lehre, teilen Neuigkeiten rund um ORCA.nrw und stellen die ein oder andere Persönlichkeit aus der OER-Welt vor. Abonnieren kann man die ORCAnews ganz leicht hier.

 

Save the Date: OER-Fachtage

Die bisherigen OER-Fachtage waren ein voller Erfolg, nun geht die beliebte Reihe weiter. Gleich zwei Termine kann das Netzwerk Landesportal ORCA.nrw, das die Veranstaltungen auf Initiative der „AG Prorektor*innen“ organisiert, ankündigen: Zum einen den Fachtag zum Thema Sprachwissenschaften am 26. Juni, zum anderen den zum Thema Gesundheit am 4. September. Alle Informationen, Ansprechpartner sowie Rückblicke zu vergangenen Veranstaltungen finden Sie hier.

 

OER-Tipp des Monats März

ORCA.nrw bietet Lehr-/Lernmaterialien für ganz unterschiedliche Fachbereiche. Um die Vielfalt des vorhandenen Materials vorzustellen und auch die Arbeit dahinter zu beleuchten, stellen wir ab sofort regelmäßig im Format „OER-Tipp des Monats“ einen besonderen OER-Inhalt vor. Die Wahl fiel im März auf das Projekt DiViFaG, in dem Kurse und Einzelmaterialien zur digitalen Lehre in Medizin- und Pflegestudiengängen erstellt werden. Lisa Nagel und Isa Freese von der FH Bielefeld, die die Konsortialführung im Projekt innehat, stellen im Format die Arbeit und Ziele von DiViFaG vor. Aber sehen Sie selbst!

 

Netzwerk auf Tournee

Das Netzwerk Landesportal ORCA.nrw ist einzigartig in Deutschland. An den Hochschulen, die ORCA.nrw tragen, gibt es mindestens eine Netzwerkstelle, die Lehrenden wie Studierenden als Ansprechperson Nummer eins bei Fragen rund um digitale Lehre sowie OER zur Verfügung steht. Doch nicht nur in der Hochschule selbst sind die Netzwerkstellen bestens verbunden, auch untereinander pflegen sie einen intensiven Austausch. Bestes Beispiel: die Netzwerk-Campus-Tournee. Regelmäßig treffen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Netzwerk sowie die Netzwerkkoordination an wechselnden Hochschulen, um sich zu aktuellen Themen und Fragestellungen auszutauschen. In diesem Monat fand das Treffen an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg statt.

 

Seminarraum
@ ORCA.nrw

KNOER goes international

Anfang März war wieder Zeit für die international beachtete Open-Education-Week. In über 70 Events wurde digital über Neuerungen in der Welt der digitalen und offenen Lehre gesprochen, und da darf KNOER natürlich nicht fehlen. Das Kooperationsnetzwerk für OER der Länder wurde im Juni 2022 gegründet und zählt mittlerweile bereits sieben Mitglieder. PD Dr. Markus Deimann, Geschäftsführer von ORCA.nrw und KNOER-Vorsitzender, stellte die Arbeit von KNOER dem internationalen Publikum wie folgt vor: „Wir bringen bei KNOER enormes Wissen und Erfahrung im Bereich OER zusammen. Das hilft, um OER bekannter zu machen.“ Zum Ende wurde dann die brandneue Website http://kn-oer.de vorgestellt.

 

Neues von der RiS

Einmal im Monat veröffentlicht die Rechtsinformationsstelle DH.NRW eine Zusammenfassung der relevanten Neuigkeiten aus der rechtswissenschaftlichen Fachliteratur zum Thema Digitalisierung der Hochschulen in Nordrhein-Westfalen. In der lesenswerten Kurz-Review geht es dieses Mal unter anderem um den urheberrechtlichen Schutz von Texten, die mithilfe von ChatGPT erstellt werden, und die Frage, ob eine Exmatrikulation nach einem Täuschungsversuch durch Chats während einer Online-Prüfung gerechtfertigt ist. Neben Wissenswertem aus den Bereichen Urheberrecht und Prüfungs- und Hochschulrecht beinhaltet die Zusammenfassung auch Neues zum Thema Datenschutzrecht. 

 

Zahlreiche Angebote zur Studieneingangsphasen

Der 1. April ist klassisch der Beginn des Sommersemesters, und für zahlreiche junge Menschen beginnt dann die spannende und oft langersehnte Zeit an der Hochschule. Um Studierende in der Studieneingangsphase bestmöglich zu unterstützen, hat ORCA.nrw ein besonderes Angebot zusammengestellt. Hier finden Sie zahlreiche digitale Angebote zu verschiedenen Fachbereichen – unter anderem den Online-Kurs „studiVEMINT“ zur inhaltlichen Vorbereitung auf mathematikhaltige Studiengänge oder den Wissenstest „Sprach- und Textverständnis“ zur Überprüfung des schulischen Vorwissens und Sensibilisierung für die sprachlichen Anforderungen im Studium. 

Die Geschäftsstelle im Gespräch mit Deutschlandfunk Campus & Karriere

In der vergangenen Woche wurde die Geschäftsstelle von ORCA.nrw von Kai Rüsberg vom Deutschlandfunk besucht. Die Bedeutung von OER für die Hochschulen, die länderübergreifende Vernetzung im Bereich OER sowie die Forderung des Wissenschaftsrates OER zu fördern und die Funktionsweise von ORCA.nrw – das und mehr, waren Themen des Interviews. Das Gespräch mit Dr. Markus Deimann und Saskia Prepens kann auf der Website des Deutschlandfunks angehört werden.

Innovatives E-Learning beim OER-Fachtag Naturwissenschaften

Beim ersten OER-Fachtag Naturwissenschaften, den das Netzwerk Landesportal ORCA.nrw am 10. Juni unter der Federführung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf organisierte, stand der Austausch zu den Potenzialen von Open Educational Resources (OER) im Mittelpunkt. Vier Projekte, in denen aktuell OER entstehen, stellten ihre Arbeit vor. In den Präsentationen und Diskussionen ging es um didaktische Fragestellungen, organisatorische Hintergründe und technische Herausforderungen.

Prof. Dr. Dirk Burdinski (TH Köln, Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften) führte in seinem Keynote-Vortrag „Das Potenzial von Open Educational Resources für die Naturwissenschaften“ in das Thema ein und stellte seine persönliche Motivation für die Veröffentlichung seiner Materialien als OER dar. Der Landeslehrpreisträger betreibt zum Beispiel mehrere Youtube-Kanäle, auf denen er seine Vorträge und Lehrvideos aus dem Bereich Chemie unter offener Lizenz veröffentlicht. Über diese Kanäle erreicht er Zielgruppen weit über seine eigene Hochschule hinaus. Anderen Lehrenden will Burdinski die Angst vor der ‚Verunstaltung‘ ihrer Materialien nehmen: Durch die Vergabe von Creative-Commons-Lizenzen können die Urheber*innen sehr genau bestimmen, was mit ihrem Material gemacht werden darf. Ihm selbst sei es erst einmal passiert, dass sein eigenes Konterfei von unbekannten Dritten ‚nachbearbeitet‘ worden sei, erklärte Burdinski beim OER-Fachtag. „Das war aber bei einem ausgedruckten Poster, das in der Hochschule aushing“, fügte er lachend hinzu. Insgesamt plädierte er für eine engere hochschulübergreifende Zusammenarbeit in der Lehre, so wie es auch in der Forschung gängige Praxis ist.

3D-Modell eines Wasserfalls von Dr. Mandy Duda (RUB), CC BY-SA 4.0

Abbildung 1 3D-Modell des Wasserfalls Engelhofenplatte aus dem Projekt Digifit, Dr. Mandy Duda, RUB (CC BY-SA 4.0)

Die vorgestellten OER-Projekte beeindruckten die Anwesenden mit technischen Finessen: Dr. Mandy Duda (RUB) stellte aufwändige 3D-Modelle von Geländeabschnitten vor, mit denen geowissenschaftliche Exkursionen simuliert werden können. Die Projekte Digifit und DRAGON Ruhr nutzen diese Technik, um Geländearbeit auch für Studierende mit Einschränkungen erfahrbar zu machen und tragen so zu einer diversity-sensiblen Lehre bei. Studierende erkunden zu Hause am Computer zum Beispiel einen Wasserfall und das ihn umgebende Gelände und betrachten „Handstücke“ (Gesteins- und Mineralproben) in allen ihren Details.

PD Dr. Klaus Schaper vom Projekt OER.DigiChem.NRW (HHU, TH Köln, BUW) erklärte, wie es dem Team aus drei Hochschulen gelingt, gemeinsam eine sehr große Anzahl an Software-Tutorials für Chemie-Studierende zu produzieren. „Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg war für uns, dass wir in der ersten Phase des Projekts gemeinsame Standards erarbeitet haben“, stellte er fest. So legten die Beteiligten fest, dass die Video-Tutorials eine bestimmte Länge haben müssen, dass studentische Sprecher*innen darin auftreten und das Publikum direkt per „Du“ angesprochen wird. Eine Pre-Evaluation unter Studierenden half, solche erfolgversprechenden Faktoren zu identifizieren.

Beim Fachtag gab es auch wertvolle Hinweise für die didaktische Herangehensweise an OER-Projekte: Ein großes Plus kann es zum Beispiel sein, wenn Studierende selbst zu Produzent*innen von Lehr-/Lernmaterialien werden. An der Bergischen Universität Wuppertal entstand auf diese Weise eine Lernapp zum Thema „Salamanderpest“, die es Schüler*innen ermöglicht, dieses ernsthafte Thema eigenständig und forschungsnah zu erkunden. Möglich wurde die Umsetzung durch eine fächerübergreifende Kooperation: Biologie- und Design-Studierende der Universität Wuppertal haben Inhalt, Gameplay, Optik und Technik der App gemeinsam entwickelt. Ein großer Motivationsfaktor bei der Erstellung der App ist der Schutz von Ökosystem und Art. Da Salamander unter Artenschutz stehen, ist eine Exkursion und Untersuchung in der Natur nur bedingt möglich. Über eine digitalisierte Möglichkeit der Expedition können praxisnahe Erkundungen weiterhin wertvoller Teil von Lehrveranstaltungen im Studium sein.

Wie die Reformierung eines Studienganges und OER kombiniert werden können, erläuterte Dr. Anja Neuber (UzK). Im Projekt C4.0_BioKöln aus der Förderlinie Curriculum 4.0.nrw wurde mit dem Umbau des Bachelor-Studiengangs Biologie begonnen. Zwei der wichtigsten Ziele dabei sind, alle Module im Sinne des Constructive Alignments zu gestalten sowie digitale Kompetenzen der Studierenden weiterzuentwickeln. Neuber berichtete über die im Projekt entstandenen (OER-)Lernmodule und Lehrvideos, wobei sie auf deren Vorteile einging, die nicht nur allgemeindidaktisch begründet, sondern teilweise auch fachspezifisch sind. Außerdem stellte sie ein Prä- und Post-Test-Szenario als Werkzeug der diagnostischen Lernfortschrittskontrolle vor und erläuterte, wie mit solchen Tests Misskonzeptionen der Studierenden aufgedeckt und diese Erkenntnisse gewinnbringend in die Lehre integriert werden können.

Auch zwei Praxis-Inputs zur Medienproduktion waren Teil des Fachtags. Von Dr. Heike Seehagen-Marx (BUW) erfuhren die Teilnehmenden, wie sie offline H5P-Elemente erstellen können (mit Lumi). Und Peter Bernardi und PD Dr. Klaus Schaper (beide HHU) führten in die Videoproduktion mit einem Lightboard ein, indem sie live und in vielen Farben die Möglichkeiten darstellten, die diese Art der Visualisierung bietet.

Abbildung 2 Peter Bernardi und PD Dr. Klaus Schaper bei ihrem Praxis-Input zur Videoproduktion mit einem Lightboard

Abbildung 2 Peter Bernardi und PD Dr. Klaus Schaper bei ihrem Praxis-Input zur Videoproduktion mit einem Lightboard, (CC BY-SA 4.0)

87 Personen hatten sich für den OER-Fachtag angemeldet, 80 waren dann tatsächlich dabei. Die Teilnehmenden kamen aus verschiedensten naturwissenschaftlichen Fachbereichen, wobei die Biologie mit 16 Prozent am stärksten vertreten war. Besonders groß war das Interesse am Fachtag unter Mitarbeitenden lehrunterstützender Einrichtungen: Etwas über 40 Prozent der Teilnehmenden kamen aus diesem Bereich. Die überwiegende Mehrheit der Gäste ist an NRW-Hochschulen tätig und rund 80 Prozent arbeiten an einer Universität (FHs: rund 14 Prozent).

Den Fachtag haben ORCA.nrw-Netzwerkstellen von fünf NRW-Hochschulen gemeinsam organisiert. Mit dabei waren neben der HHU Düsseldorf die Ruhr-Universität Bochum die Universität zu Köln, die TH Köln und die Bergische Universität Wuppertal.

Für alle, die nicht beim Fachtag dabei sein konnten, gibt es jetzt die meisten Beiträge in der HHU-Mediathek zum Nachschauen (natürlich als OER, d.h. unter einer CC-Lizenz). Der nächste OER-Fachtag des Netzwerks Landesportal ORCA.nrw am 1. September 2022 widmet sich den Ingenieurwissenschaften. Auch hierfür gibt es bereits weitere Informationen und eine Anmeldemöglichkeit