Schlagwortarchiv für: OER in Deutschland

Standardisierung, weniger Präsenzlehre und Prämien – spannende Diskussion über OER-Anreize

Der kompetente Umgang mit Daten ist in medizinischen Berufen enorm wichtig. Im Projekt DIM.RUHR werden daher OER entwickelt, die zur Fortbildung in diesem Bereich im Gesundheitswesen eingesetzt werden können. Auf der ORCA.nrw-Tagung nutzten die Projektmitglieder Anne Mainz (Universität Witten/Herdecke), Vera Weirauch und Tom Strube (beide Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik) sowie Dr. Andreas Meißner (ORCA.nrw) die Gelegenheit, im Rahmen eines zweieinhalbstündigen Workshops über folgende Fragen zu diskutieren: „Welchen Mehrwert bringen OER? Und wie passen OER in das Hochschul- und Bildungsökosystem?“. Hier fassen sie ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zusammen.

Gastbeitrag von Vera Weirauch und Tom Strube aus dem Projekt DIM.RUHR

Im Rahmen des OER-Festivals in Essen fand ein inspirierender Workshop statt, organisiert vom Projektteam DIM.RUHR. Ziel war es, OER-Neulingen die vielfältigen Möglichkeiten der OER-Community näherzubringen und Experten zusammenzubringen, um Lösungen für die Herausforderungen im deutschen Hochschulbildungssystem zu erarbeiten.

Der Workshop begann mit einem fesselnden Vortrag von Andreas, der die Erfolgsgeschichten von OER aus anderen Ländern präsentierte. Diese Beispiele zeigten eindrucksvoll das Potenzial, das OER für die deutsche Hochschulbildung bieten kann. Die Vorteile – von der Verbesserung des Zugangs zu Bildungsressourcen bis hin zur Förderung einer aktiven Lehr- und Lernkultur – wurden klar herausgestellt und weckten das Interesse der Teilnehmer. In der anschließenden Vorstellungsrunde trafen unterschiedliche Perspektiven aufeinander: Einige Teilnehmer waren enthusiastisch und voller Ideen, während andere durch frühere Erfahrungen skeptisch gegenüber OER eingestellt waren. Besonders bemerkenswert war die Anwesenheit von Verantwortlichen für OER aus verschiedenen Bundesländern, die wertvolle Einblicke in die praktischen Herausforderungen und Erfolge ihrer Arbeit gaben.

Nach der ersten Kennenlernphase wurden die Teilnehmer ermutigt, die gesammelten Skepsis-Impulse in konstruktive Diskussionen umzuwandeln. Gemeinsam identifizierten sie die Mehrwerte von OER und erarbeiteten in einem kreativen World Café Hürden und erste Lösungsansätze zu vier Szenarien, die verschiedene Herausforderungen darstellen. Somit sollten die vorher benannten Mehrwerte greifbar werden. Diese Gruppenarbeit wurde als positiv und bestärkend wahrgenommen und half, Probleme klar zu benennen und Lösungsansätze zu formulieren. Ein zentrales Thema war die Finanzierungsproblematik für Hochschullehrer bei der Erstellung von OER. Die Teilnehmer diskutierten auch die Notwendigkeit einer regulierten Qualitätssicherung und die fehlende Bereitschaft, Materialien zu teilen. Diese Herausforderungen wurden als zentrale Hürden identifiziert, die es zu überwinden gilt, um OER erfolgreich in die Hochschulbildung zu integrieren.

Ein konkreter Lösungsansatz war die Reduzierung der Präsenzlehre, um den Lehrenden mehr Zeit für die Erstellung von OER zu geben. Zudem wurde ein kontrolliertes Austauschnetzwerks zwischen Hochschulen vorgeschlagen, um die Entwicklung und Verbreitung von OER zu fördern. Die Standardisierung von Lehrmaterialien wurde ebenfalls als vielversprechender Schritt diskutiert, um eine einheitliche Ressourcennutzung zu ermöglichen. Ein besonders kreativer Vorschlag war die Einführung finanzieller Prämien für die Erstellung hochwertiger OER – ähnlich dem Anreizsystem von Torprämien im Profifußball. Diese Idee stieß auf reges Interesse, jedoch wurden auch die bestehenden Qualitätsstandards der Hochschul-OER kritisch hinterfragt.

Die Gespräche verdeutlichten auch eine gewisse Frustration über die Rolle der nationalen Regierung in Bezug auf die Unterstützung und Integration von OER in die Hochschulbildung. Viele Teilnehmer wünschten sich stärkere politische Anreize für die Erstellung und den Austausch von OER. Insgesamt zeigte der Workshop, dass die Gruppe sich in einer kritischen Auseinandersetzung mit OER im Hochschulbildungssektor befindet. Erste Lösungsansätze wurden entwickelt, und die Teilnehmer erkannten die Notwendigkeit von Rahmenbedingungen, die die Integration von OER in den Arbeitsalltag erleichtern. Die positive Moderation und die problemorientierte Herangehensweise trugen zu einem erfolgreichen Austausch bei. Die Teilnehmer gingen mit neuen Ideen und einem gestärkten Gemeinschaftsgefühl nach Hause, bereit, die Herausforderungen im OER-Bereich anzugehen.

Dieser Workshop war nicht nur ein Schritt in Richtung einer besseren OER-Integration, sondern auch eine Einladung an alle, sich aktiv an dem nächsten OER-Festival zu beteiligen und gemeinsam die Zukunft der Hochschulbildung zu gestalten!

Mehr zum Projekt DIM.RUHR, an dem auch ORCA.nrw beteiligt ist, finden Sie hier.

Intensiver Austausch in Dresden: ORCA.nrw trifft Bildungsportale anderer Bundesländer

Es ist ein Highlight in der länderübergreifenden Zusammenarbeit: die jährlich stattfindende Synergiewerkstatt im Rahmen von KNOER, dem Kooperationsnetzwerk OER-förderliche Infrastrukturen und Dienste. Das Bildungsportal Sachsen, Gastgeber in diesem Jahr, lud die KNOER-Mitgliedseinrichtungen nach Dresden ein. Für ORCA.nrw waren Geschäftsführer PD Dr. Markus Deimann, der gleichzeitig auch KNOER-Vorsitzender ist, sowie OER-Referent Daniel Diekmann dabei.

An zwei Tagen standen dabei die Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Kontext von Open Educational Resources (OER), gemeinsame Themenschwerpunkte und Veranstaltungen fürs kommende Jahr sowie mögliche weitere Synergiepotenziale auf dem Programm.

Daniel Diekmann: „Es war ein sehr konstruktiver Austausch. Wir haben unsere Erfahrungen geteilt, neue Impulse erhalten und viele Ideen für die nahe Zukunft diskutiert. Über das Jahr hinweg findet die gemeinsame Arbeit bei KNOER aufgrund der unterschiedlichen Standorte aller Mitglieder ja vor allem digital statt, entsprechend fruchtbar war es, sich in diesem Rahmen intensiv auszutauschen.“ 

Besonders erfreulich: Mit dem Digital Learning Campus (DLC) aus Schleswig-Holstein sowie eSALSA aus Sachsen-Anhalt waren zwei neue KNOER-Mitglieder erstmals dabei. Mittlerweile umfasst das Netzwerk Bildungsportale aus zehn Bundesländern.

Workshop in Potsdam: Erfahrungsbericht von ORCA.nrw zur OER-Qualitätssicherung

ORCA.nrw setzt sich nicht nur in Nordrhein-Westfalen für die Weiterentwicklung digital gestützter Lehre ein, sondern auch darüber hinaus. Bestes Beispiel: Im Rahmen des OER-Werkstatt-Tags an der Universität Potsdam in Brandenburg hat Nimet Sarikaya, ORCA.nrw-Mitarbeiterin im Bereich Content Management, zusammen mit Verena Russlies vom Zentralen OER-Repositorium in Baden-Württemberg (ZOERR) einen Workshop zum Thema Qualitätssicherung geleitet.

In den knapp anderthalb Stunden entwickelte sich unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine rege Diskussion zu Themen wie „Wie kann ich qualitätsgesicherte OER finden?“ oder „Wie stelle ich sicher, dass ich gute OER veröffentliche?“. Die beiden Referentinnen Sarikaya und Russlies berichteten dabei aus der Praxis und gaben ihre langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Repositorien ans Publikum weiter. Dabei wurden zahlreiche Gespräche auch im Anschluss an den offiziellen Teil des Programms vertieft.

Nimet Sarikaya: „Wir versuchen bei ORCA.nrw seit einigen Jahren, Lehrenden beim Thema Qualitätssicherung von offenen Bildungsressourcen Unterstützung zu bieten und haben dafür eine Reihe an Angeboten etabliert. Diese Erfahrungen an Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern weiterzugeben, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Ich habe mich sehr gefreut, dass wir im Workshop inhaltlich sehr in die Tiefe gegangen sind und wir unser Netzwerk weiter ausbauen konnten.“

NOVEMBER ’24: Wirtschaftspolitik für Schule und Studium

Seit Kurzem blicken wir bei ORCA.nrw durch unsere neuen Themenfenster auf besondere Materialien aus NRW, die (noch) nicht bei ORCA.nrw liegen, sondern z.B. auf Instituts- oder Projektseiten aus nordrhein-westfälischen Hochschulen. Dazu zählt auch wipocc.de, unser OER-Tipp des Monats November.

DAS MATERIAL

Wer einen Überblick über das Thema Wirtschaftspolitik erhalten möchte, ist auf wipocc.de genau richtig. Wipocc.de bietet Lehr-/ Lernmaterialien für den Fachbereich Wirtschaftspolitik unter CC-Lizenz und untergliedert sich dabei in fünf Kapitel. Die Themen sind dabei vielfältig von grundsätzlichen Zielen der Wirtschaftspolitik bis zu Kontroversen über Einkommens- und Vermögensverteilung. Innerhalb der jeweiligen Kapitel werden nach der optisch ansprechenden theoretischen Einführung zahlreichreiche Videos, Zitate, Fragestellungen und unterstützende Materialien angeboten. Insgesamt umfasst wipocc.de rund 100 interaktive Elemente auf der Basis von H5P und Geogebra.

ENTSTEHUNGSGESCHICHTE

Die Materialien beleuchten die Vielfalt ökonomischer Perspektiven und legen einen Schwerpunkt auf eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung – und sind alle unter offener Lizenz veröffentlicht. Diese Besonderheit war den Erstellern vor sieben Jahren besonders wichtig, denn kostenfreie Lehr-/Lernangebote zum Thema Wirtschaftspolitik gab es viele, allerdings nur wenige unter CC-Lizenz. Prof. Dr. Till van Treeck und Julian Becker von der Universität Duisburg-Essen änderten das und veröffentlichten 2020 die erste Version von wipocc.de.

ZIELSETZUNG

Die Materialien sollen eine strukturierte und ansprechende Einführung in das Thema Wirtschaftspolitik geben – sowohl in der Schule im Fach Sozialwissenschaft als auch der Hochschule. Sie eignen sich zum Einsatz in der Sekundarstufe II der gymnasialen Oberstufe genauso wie in der Bachelor-Lehre. Dabei können sie sowohl von Lehrern und Dozenten als Unterrichtsmaterial als auch von Schülern und Studierenden direkt zum Selbstlernen verwendet werden.

ERSTELLER

van Treeck

Verfasst und erarbeitet wurden die Materialien von Prof. Dr. Till van Treeck und Julian Becker. Van Treeck ist Professor am Institut für Sozioökonomie an der Universität Duisburg-Essen, sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Makroökonomik und Einkommensverteilung. Becker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am selben Institut und dort verantwortlich für die Erstellung zahlreicher Lehr-/Lernmaterialien in der sozioökonomischen Bildung.

Becker

PERSÖNLICHE NUTZUNGSEMPFEHLUNG

Julian Becker: „Unsere Materialien eignen sich durch die CC-Lizenz besonders zum Einsatz in der Lehre. Sie können flexibel genutzt und weiterentwickelt werden. Inhaltlich haben wir versucht, viele Ideen und Denkschulen zu berücksichtigen und verschiedene Blickwinkel einfließen zu lassen. Wipocc.de gibt Schülerinnen und Schülern genauso wie Studierenden einen guten Überblick über das Thema Wirtschaftspolitik.“

Markus Deimann auf Präsenztagung „vernetzen.wirken.StIL“ in Hamburg

Nach der erfolgreichen Teilnahme an der Tagung der AG Didaktische Metadaten in Hannover ging es für ORCA.nrw-Geschäftsführer PD Dr. Markus Deimann wenig später noch weiter in den Norden. Hamburg war das Ziel, denn dort fand die Präsenztagung „vernetzen.wirken.StIL“ der Stiftung Innovation in der Hochschullehre statt.

Anderthalb Tage lang standen neben dem Austausch über interessante Projektinhalte unter anderem auch die Sichtbarmachung und kontinuierliche Weiterentwicklung von Vernetzungsangeboten im Fokus. Zu den Teilnehmenden der Tagung zählten auch Vertreterinnen und Vertreter anderer Landesportale aus Deutschland.

Deimann: „Wir bei ORCA.nrw fördern den Austausch und die Vernetzung von Lehrenden. Lehrende finden dazu bei uns eine Reihe von Angeboten, die wir stetig weiterentwickeln. Für uns ist es spannend, Impulse und Erfahrungswerte mit den Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern zu teilen. Eine Veranstaltung wie die Tagung in Hamburg ist perfekt dafür.“

Im Bild: Markus Deimann, Constanze Reder-Knerr, Steffen Rörtgen

ORCA.nrw auf Tagung der AG Didaktische Metadaten in Hannover

ORCA.nrw ist nicht nur das Landesportal für Lehrende und  Studierende in NRW, sondern auch über die Landesgrenzen hinweg vernetzt. Im Rahmen der Bilanzierungstagung der AG Didaktische Metadaten in Hannover wurde unter anderem die Frage diskutiert, wie didaktische Metadaten in OER-Portalen angewendet werden können. Für ORCA.nrw war PD Dr. Markus Deimann dabei.

„Es war wie immer ein klasse Austausch mit vielen interessanten Ideen und Ansätzen“, erklärte Deimann. Neben seiner Position als Geschäftsführer von ORCA.nrw ist er Vorsitzender von des Kooperationsnetzwerk OER-förderliche Infrastrukturen und Dienste (KNOER), dem mittlerweile neben ORCA.nrw acht weitere Landeseinrichtungen aus Deutschland angehören. Am zweiten Tag der Tagung stellte KNOER in Person von Constanze Reder-Knerr vom Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz die Idee der „(KN)OER-Kollektionen“ vor, die kuratierte OER-Sammlungen zu ausgewählten Themen – ähnlich den ORCA.nrw-Themenwelten – umfassen sollen.

Im Bild: Markus Deimann, Verena Russlies, Constanze Reder-Knerr

Markus Deimann: „Die Inhalte stehen bei ORCA.nrw im Fokus“

Der Profilschärfungsprozess von ORCA.nrw ist abgeschlossen. Was bedeutet das genau?

Deimann: Das Landesportal ORCA.nrw existiert mittlerweile seit drei Jahren. Anfang 2021 haben wir mit dem technischen und personellen Aufbau von ORCA.nrw begonnen, um im Juli 2021 mit den ersten Basisdiensten wie einem Upload und einer Suchfunktion für offene Bildungsressourcen (OER) an den Start zu gehen. Seitdem hat sich in vielen Bereichen einiges bewegt. Wir haben auf technischer Ebene neue Grundlagen geschaffen und parallel unser Angebot sukzessive weiterentwickelt. Wir haben daher die Notwendigkeit gesehen, unser Profil zu schärfen und in den vergangenen Monaten intensiv daran gearbeitet. Das Ergebnis sind drei Säulen, die künftig die inhaltlichen Schwerpunkte von ORCA.nrw ausmachen: OER-Grundversorgung, Vernetzung von Lehrenden in NRW sowie starke Angebote für Studierende speziell in der Studieneingangsphase.

Was bedeutet das konkret für die OER-Säule? Wird es künftig nicht mehr nur die Suche und den Upload geben?

Deimann: Zunächst einmal standen wir vor der Herausforderung, dass der Dienst educast.nrw, über den wir bis Ende 2023 unsere technische Infrastruktur betrieben haben, eingestellt wurde. Das hat uns dazu gezwungen, kreativ zu werden. Wir sind enorm froh, dass wir unsere zahlreichen Kontakte nutzen konnten und eine länderübergreifende Lösung gefunden haben. Seit Beginn des Jahres arbeiten wir eng mit den Kolleginnen und Kollegen aus Niedersachsen zusammen und nutzen die technischen Dienste des TIB-AV-Portals und twillo, um Materialien aus NRW abrufbar zu machen. Diese Zusammenarbeit wurde nun auch vertraglich für einen längeren Zeitraum fixiert. Für Nutzende ändert sich nicht viel, die Suche und der Upload von OER sind wie gewohnt über ORCA.nrw möglich, für den Upload von Videomaterial benötigt es lediglich einen einfach zu erstellenden Log-in beim TIB AV-Portal. Die Zusammenarbeit zwischen den Portalen auf diesem Niveau ist Neuland, ich glaube aber, dass sie kein Einzelfall bleiben wird. Für uns bei ORCA.nrw bietet sie nur Vorteile: Wir greifen auf eine stabile und erprobte Infrastruktur zurück. Das ermöglicht es uns, künftig vermehrt die Inhalte in den Vordergrund unserer Arbeit zu rücken.

Wie soll das aussehen?

Deimann: Wir werden Lehr-/Lernmaterialien in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus Nordrhein-Westfalen aufbereiten und kuratieren. In unserer neuen OER-Bibliothek werden verschiedene Kollektionen zu Themen und Fachbereichen entstehen. Dazu werden wir den vielen geförderten Projekten aus NRW ein Schaufenster bieten, um die qualitativ hochwertigen Materialen zu präsentieren.

In der zweiten Säule wird die Vernetzung von Lehrenden großgeschrieben.

Deimann: Wir haben in der Vergangenheit bereits einiges gemacht, um Lehrende in NRW in den Austausch zu bringen. Das wollen wir ausbauen und Impulsgeber sein. Mit unserer jährlichen ORCA.nrw-Tagung und der ORCA.nrw-Bühne beim University:Future Festival haben wir zwei Leuchttürme im Veranstaltungskalender, dazu organisieren wir beispielsweise mit der beliebten Reihe „Lehre verbindet NRW“ oder dem neuen OER-Fachtag ORCA.nrw weitere wichtige Formate. Lehrende zusammenzubringen – ob analog oder digital – wird künftig ein noch wichtigerer Teil der Arbeit von ORCA.nrw sein.

Bei den Studierenden fokussiert sich ORCA.nrw auf die Studienanfängerinnen und -anfänger.

Deimann: Schon aufgrund unserer Historie ist das Thema „Übergang von der Schule zur Hochschule“ ein wichtiges für uns. Im Projekt Studiport – ein Vorgängerprojekt von ORCA.nrw – sind zahlreiche Inhalte für die Studieneingangsphase entstanden, die einen wesentlichen Bestandteil des aktuellen Angebots von ORCA.nrw ausmachen. Wir wollen Studieninteressierten und Studienanfängerinnen und -anfängern eine Anlaufstelle sein und qualitativ hochwertige Inhalte wie Selbsteinschätzungstests und Selbstlernkurse zu Themen wie Sprach- und Textverständnis, Mathematik oder Lernstrategien und Motivation im Studium anbieten. Darüber hinaus bieten wir auch persönliche Hilfestellung – zum Beispiel mit einem Mathe-Helpdesk oder einer telefonischen Sprachberatung – an.

Wie wird das neue Profil samt den drei Säulen künftig sichtbar sein?

Deimann: Es war klar, dass wir in diesem Zuge auch das visuelle Erscheinungsbild von ORCA.nrw weiterentwickeln wollten. Unsere drei Säulen sollen sichtbar sein, entsprechend haben wir unsere Website komplett überarbeitet und die Menüstruktur an unser neues Portfolio angepasst. Aber auch die Angebote innerhalb der drei Säulen haben sich weiterentwickelt: Wir sind nun weniger technisch unterwegs, künftig stehen Inhalte mehr denn je im Fokus unserer Arbeit. Entsprechend haben wir auch unsere Marke und Erscheinungsbild mitentwickelt. Unser Dank gilt dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, das uns auf unserem eingeschlagenen Weg unterstützt hat.

AUGUST ’24: Finde-Bingo

Im Praxissemester lernen Lehramts-Studierende zum ersten Mal praktisch ihr späteres Aufgabenfeld kennen. Nach den ereignisreichen Wochen an der Schule haben Studierende oft viel Gesprächsstoff, der gemeinsam aufgearbeitet wird. Eine gute Grundlage hierfür: unser OER-Tipp des Monats August.

DAS MATERIAL

Mit dem Finde-Bingo wird die Nachbereitung des Praxissemesters im Lehramtsstudium interaktiv. Insgesamt neun Felder können Studierende dabei im Bingo-Stil nacheinander abhaken. Dafür müssen sie andere Studierende im Seminar finden, die in ihrem Praxissemester zum Beispiel „bei einer mündlichen Prüfung dabei waren“ oder „im Unterricht mit einem Tablet gearbeitet haben“. Dabei sind nicht ausschließlich positive Erfahrungen eingearbeitet, sondern auch herausfordernde wie zum Beispiel: „Finde eine Person, die eine gravierende Unterrichtsstörung erlebt hat.“

ENTSTEHUNGSGESCHICHTE

Die Methode ist aus dem schulischen Kotext bekannt: Im Französisch- oder Spanischunterricht eignet sie sich, um neu erlernte sprachliche Mittel wie Vokabeln oder grammatische Strukturen im Gespräch zu festigen. So kam die Idee auf, beim Einsatz im Lehramtsstudium zwei Aspekte miteinander zu verbinden: Zum einen erlernen Studierende die gängige Methode für ihren späteren eigenen Unterricht, zum anderen setzen sie sich interaktiv mit ihrem Praxissemester auseinander.

ZIELSETZUNG

Das Finde-Bingo soll Studierenden bei der Reflexion ihres Praxissemesters helfen. Letzteres findet im Masterstudium – in der Regel im zweiten Semester – statt und bietet Studierenden die Möglichkeit, ohne individuelle Bewertung einen Einblick in die Arbeit als Lehrerin oder Lehrer an einer Schule zu erhalten. Die Aufarbeitung findet standardmäßig direkt im Anschluss ans Praxissemester statt.

ERSTELLERIN

Erstellt und hochgeladen wurde das Finde-Bingo von Dr. Janina Reinhardt von der Universität Bielefeld. Von 2008 bis 2014 studierte sie Englisch, Französisch und Spanisch auf Gymnasiallehramt an der Universität Konstanz, wo sie im Anschluss zunächst als akademische Mitarbeiterin tätig war und im März 2019 ihre Promotion in französischer Linguistik ablegte. Währenddessen war sie als Studienreferendarin an einem Gymnasium in St. Georgen im Schwarzwald tätig. Seit Oktober 2019 ist Janina Reinhardt als Studienrätin im Hochschuldienst an der Universität Bielefeld für die Didaktik des Französischen und Spanischen verantwortlich.

PERSÖNLICHE NUTZUNGSEMPFEHLUNG

Porträt Janina reinhardt

Dr. Janina Reinhardt: „Das Finde-Bingo ist eine gute Grundlage, um Studierende in den Austausch zu bringen. Erfahrungsgemäß entwickelt sich in kürzester Zeit eine rege Diskussion über das im Praxissemester Erlebte. Durch die vorformulierten Punkte wird es direkt konkret – eine große Hilfe, gerade wenn es um negative Ereignisse geht. Aus Lehrenden-Perspektive ist es schön zu sehen, dass die Übung in der Regel von allein läuft. Man muss nicht mehr viel anleiten, sondern kann beobachten und im Zweifel für Fragen ansprechbar sein.“

Zum Material

ORCA.nrw-Bühne: ein Tag mit vielen Highlights

Wenn die OER-Tracks ertönen, ein Programm-Highlight auf das nächste folgt und am Ende um die Wette gequizzt wird, kann es nur um eines gehen: die ORCA.nrw-Bühne beim University:Future Festival (U:FF). In diesem Jahr fanden über 100 Besucherinnen und Besucher den Weg nach Bochum, um sich einen ganzen Tag über offene Bildung, Vernetzungsangebote und die Zukunft der Hochschullehre auszutauschen. Mit dabei war in diesem Jahr mit dem ehemaligen Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert ein besonderer Gast. Magdalena Spaude und Nicole Dobosz auf der UFF Bühne:"Das Märchen von den Open Educational Resources: Die StOERntaler"

Um 9 Uhr öffneten sich die Tore in der Alten Lohnhalle in Bochum-Wattenscheid. Im Schatten des alten Förderturms der ehrwürdigen Zeche Holland begrüßte Moderator PD Dr. Markus Deimann die Anwesenden und stimmte sie auf einen ereignisreichen Tag mit Programmpunkten auf und neben der Bühne ein. „Das University:Future Festival ist eine der wichtigsten Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum, wenn es um die Zukunft im Bildungsbereich geht. Wir freuen uns sehr, in diesem Jahr erneut Ausrichter einer der begehrten Partnerbühnen zu sein“, sagte Deimann.

Es folgten insgesamt zehn Beiträge von über 20 Speakerinnen und Speakern zu verschiedenen Themen: von Datenkompetenz im Gesundheitsbereich über innovative Lehrkräftebildung durch studentische Beteiligung bis hin zu Reformmodellen zur Senkung von Studienabbruch-Quoten. Natürlich durften auch Input und reger Austausch zum Thema Künstliche Intelligenz nicht fehlen, und am Nachmittag wurde es dann politisch. Die Podiumsdiskussion zur digitalen und analogen Infrastruktur für die Hochschullehre im 21. Jahrhundert bot einige kontroverse Standpunkte und interessante Unterhaltungen.

Das Logo des U:FF aus Ton gedruckt vom Projekt RobiClayFür alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gab es auch neben dem offiziellen Programm einiges zu sehen. Der Roboter aus dem Projekt „RobiClay“ zog im Foyer zahlreiche Interessierte an, die sich nicht nur die Funktionsweise erklären lassen, sondern auch selbst ein 3D-gedrucktes Souvenir mit nach Hause nehmen wollten. Natürlich wurde auch das Festivallogo in 3D gedruckt. Wenige Meter weiter konnten die Besucherinnen und Besucher sich an einem Legevideo versuchen.

Austausch analog wie digital

Auch im digitalen Raum wurde fleißig mitdiskutiert. Alle Programmpunkte der Hauptbühne wurden auf der U:FF-Plattform live gestreamt, sodass auch Zuschauerinnen und Zuschauer Austausch und Vernetzung - Fokus des U:FFaußerhalb von NRW gute Gelegenheiten hatten, die ORCA.nrw-Bühne zu verfolgen. „Wir haben heute eine unglaubliche thematische Vielfalt erlebt. Mal wurden bekannte Themen aus neuen Blickwinkeln betrachtet, mal völlig neue Impulse gesetzt. Das macht das U:FF zu etwas ganz Besonderem“, sagte Deimann.

Wenige Tage vor der Europawahl lieferte der frühere Bundestagspräsident Prof. Norbert Lammert zum Abschluss in den Abendstunden ein Plädoyer für „Bildung und Demokratie“ – an Hochschulen und darüber hinaus. Für den gebürtigen Bochumer war es ein Heimspiel in der Alten Lohnhalle. Veranstaltet wurde das University:Future Festival auch in diesem Jahr vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD) sowie der Stiftung Innovation in der Hochschullehre, unterstützt wird es vom Stifterverband. ORCA.nrw ist Partner des U:FF und richtete eine von fünf Präsenzbühnen aus.

Alle Beiträge der ORCA.nrw-Bühne werden in Kürze online abrufbar sein.