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Neues Vernetzungsangebot für Lehrende: OER-Fachtag ORCA.nrw

ORCA.nrw bietet Lehrenden in Nordrhein-Westfalen ein neues Vernetzungsangebot: den „OER-Fachtag ORCA.nrw 2024“. Am 29. August werden über den gesamten Tag verteilt virtuelle Workshops zu Themen wie Lehrmaterialerstellung, Bildung für nachhaltige Entwicklung oder KI in der Lehre stattfinden, zudem berichten Lehrende über ihre OER-Projekte.

Das Besondere: Neben den fächerübergreifenden Programmpunkten gibt es vormittags verschiedene Angebote für einzelne Fachbereiche – wie zum Beispiel Ingenieurwissenschaften, Gesundheit und Medizin oder Sprachwissenschaften. Vernetzung und Erfahrungsaustausch im jeweiligen Fachbereich ist also garantiert.

Bereits in den vergangenen Jahren erfreuten sich OER-Fachtage zu einzelnen Fachbereichen großer Beliebtheit. Neben den oben genannten Bereichen gab es auch Fachtage zu Sportwissenschaft, Lehrkräftebildung und Naturwissenschaft. Aus dem OER-Fachtag Gesundheit hat sich zudem ein Fachcommunity entwickelt.

PD Dr. Markus Deimann, Geschäftsführer von ORCA.nrw, sagt: „Die Vernetzung von Lehrenden in NRW ist eine wichtige Aufgabe von uns als Landesportal – gerade innerhalb der Fachbereiche. Wir haben den OER-Fachtag zusammen mit den Netzwerkstellen bewusst in einem neuen Format ins Leben gerufen, um besser alle Kräfte bündeln zu können. Wir möchten ihn künftig als festen Bestandteil in unser Vernetzungsangebot für Lehrende aufnehmen und freuen uns jetzt schon auf rege Teilnahme.“

Rebecca Nyßen, die als Netzwerkkoordinatorin bei ORCA.nrw verantwortlich für die Organisation des OER-Fachtags ist: „Wir haben in den vergangenen Monaten zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Fachbereichen und Hochschulen viel Herzblut in die Planung gesteckt. Herausgekommen ist ein umfangreiches Programm mit zahlreichen interessanten Beiträgen aus verschiedenen Fachbereichen.“

Irina Hörmann, Netzwerkstelle der Hochschule Niederrhein und Teil der Organisationsspitze, ergänzt: „Aus mehreren OER-Fachtagen für verschiedene Fachbereiche wurde jetzt ‚einer für alle‘! Wir laden alle Lehrenden herzlich ein, sich von Good-Practice-Beispielen inspirieren zu lassen und sich gegenseitig zu vernetzen.“

Organisiert wird der OER-Fachtag von der Geschäftsstelle des Landesportals ORCA.nrw in enger Zusammenarbeit mit unserem Netzwerk.

Zur Anmeldung geht’s hier.

04/2024: Spannende Einblicke bei „Lehre verbindet NRW“

Die beliebte Veranstaltungsreihe bot mit der Vorstellung des OERContent.nrw-Projekts „eKommMed.nrw“ ein besonderes Highlight, ein weiteres steht in den Startlöchern. Das und mehr gibt’s wie gewohnt in unserem Monatsrückblick „Neues aus der Geschäftsstelle“.

 

Bundestagspräsident a. D. zu Gast beim U:FF

ORCA.nrw freut sich sehr über die Zusage eines besonderen Gasts beim University:Future Festival 2024. Am 6. Juni wird der frühere Bundestagspräsident und gebürtige Bochumer Prof. Dr. Norbert Lammert einen Impuls zum Thema „Bildung und Demokratie“ auf der ORCA.nrw-Bühne geben. Der Beitrag findet im Rahmen des Abendprogramms ab 19 Uhr in der Alten Lohnhalle in Bochum-Wattenscheid statt. Anmeldungen zur ORCA.nrw-Bühne sind noch möglich.

 

Erste KNOER-Tagung im Juni

Wenige Tage im Anschluss ans U:FF, am 10. und 11. Juni, findet im baden-württembergischen Tübingen direkt die nächste interessante Veranstaltung statt: die erste KNOER-Jahrestagung. „Die Tagung verspricht gute Gespräche zu aktuellen und relevanten Themen. In Tübingen soll es um KI, OEP, didaktische Metadaten und mehr gehen. Ich freue mich auf den länderübergreifenden Austausch“, sagt ORCA.nrw-Geschäftsführer und KNOER-Vorsitzender PD Dr. Markus Deimann. KNOER ist der Verbund vieler Landesportale in Deutschland. Zur Anmeldung.

 

Interessante Einblicke bei „Lehre verbindet NRW“

Im April stand die zweite von drei „Lehre verbindet NRW“-Veranstaltungen auf dem Plan. In kurzweiliger Art stellte Prof. Sven Benson vom Universitätsklinikum Essen das OERContent.nrw-Projekt „eKommMed.nrw“ vor. In diesem werden E-Learning-Angebote zur Kommunikation und Gesprächsführung im Gesundheitswesen erarbeitet. Ein ausführliches Porträt des Projekts folgt in Kürze in unserem Blog. Die letzte der drei Veranstaltungen der aktuellen Reihe „Lehre verbindet NRW“ findet am 13. Juni um 13 Uhr digital statt. Dann stellt Dr. Mandy Duda von der Ruhr-Universität Bochum das Projekt „Dragon Ruhr.nrw“ vor. Anmeldungen sind hier möglich.

 

OER-Policy bei Sommer-Eventreihe im Fokus

Vor Kurzem haben die ORCA.nrw-Netzwerkstellen Irina Hörmann, Frank Homp und Stefanie Legler zusammen mit Kolleginnen  von twillo und der HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen das vielbeachtete OER-Policy-Kit veröffentlicht. Am 27. Mai wird Frank Homp von der Universität Bielefeld nun im Rahmen der Sommer-Eventreihe von e-teaching.org zusammen mit Yulia Loose berichten, wie man so eine OER-Policy für eine Hochschule entwickeln kann. Die Veranstaltung findet um 14 Uhr digital statt, alle Informationen dazu erhalten Sie hier.

 

Ministerin Ina Brandes eröffnet die Learning AID

Am 2. und 3. September findet die renommierte Learning AID statt, und Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, wird die Teilnehmen begrüßen. Die Learning AID wird vom Projekt KI:edu.nrw, das am Zentrum für Wissenschaftsdidaktik der Ruhr-Universität Bochum angesiedelt ist, veranstaltet und bietet ein vielfältiges Programm rund um die Themen Learning Analytics, generative Künstliche Intelligenz und Data Mining. Die Anmeldung ist ab sofort möglich.

Auf zur Schnipsel-Jagd! Legevideos für OER produzieren

Videos mit Legetechnik sind eine anschauliche und kreative Form der Visualisierung für komplexe Inhalte. Bei dieser Art der Präsentation werden Informationen durch Anordnen von (meist gezeichneten) Objekten auf einer Oberfläche oder Tischplatte dargelegt. Meist sind dabei die Hände einer oder mehrerer Personen zu sehen. Dazu kommentiert und erklärt eine Erzähler*innen-Stimme aus dem Off. Solche Videos sind nicht nur optisch ansprechend, sie bieten darüber hinaus auch den Vorteil, dass sie sich durch Anpassung der Tonspur leicht in andere Sprachen übertragen lassen.

Sequenz aus einem Legevideo

Screenshot aus dem Video „Das didaktische Sechseck“, Natalie Böddicker, Peter Bernardi, Hanna Hauch und Elisabeth Scherer, HHU Düsseldorf, CC BY-SA 4.0

 

Vorsicht bei Software für Legetechnik

Für die Produktion von Open Educational Resources (OER) sind Legevideos daher sehr gut geeignet. Doch was brauche ich für ein solches Projekt? Es gibt Software-Produkte, mit denen solche Legevideos ganz einfach digital erstellt werden können. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Aus urheberrechtlichen Gründen sind die meisten dieser Angebote nicht für die Erstellung von OER-Videos geeignet. Der beliebte Anbieter Simpleshow erlaubt zwar die Veröffentlichung unter CC-Lizenz, allerdings nur mit den kostenpflichtigen Pro- und Enterprise-Paketen.

Auf der sicheren Seite bin ich, wenn ich mich dafür entscheide, das Video analog zu erstellen – das heißt mit echten Händen und aus Papier ausgeschnittenen Illustrationen. Diese Illustrationen können selbst gezeichnet sein, z.B. mit dem iPad oder auch analog. Wenn mir das Zeichnen weniger liegt, kann ich aber auch auf offen lizenzierte Sets von Zeichnungen zurückgreifen. Beliebte Sammlungen dieser Art sind Cocomaterial, Open Peeps oder Public Domain Vectors. Im Folgenden werden drei Projekte vorgestellt, in denen Videos mit Legetechnik entstanden sind – auf jeweils unterschiedliche Weise.

 

Studio-Equipment und digitale Zeichnungen: „Das didaktische Sechseck“

Das Service-Center für gutes Lehren und Lernen (SeLL) der HHU Düsseldorf hat sein Video „Das didaktische Sechseck“ im Greenscreen-Studio des MLS produziert. Hierfür wurde eine professionelle Videokamera an der Decke installiert. Die Zeichnungen hatte Peter Bernardi auf dem iPad angefertigt und ausgedruckt.

Materialien auf einem Tisch, dahinter Greenscreen

Produktion des Videos „Das Didaktische Sechseck“ im Greenscreen-Studio der HHU Düsseldorf. Foto: Elisabeth Scherer

In diesem Setting sind die Dimensionen insgesamt etwas größer; das Team arbeitete deshalb mit zwei Personen, die die Elemente ins Bild schoben. Die Tonspur wurde – wie fast immer bei Legevideos – separat aufgenommen. Herausforderungen in diesem Setting sind das Ausdrucken der Illustrationen in der richtigen Größe und die Beleuchtung (man braucht recht viel davon). Damit alle Objekte „on point“ erscheinen und eine gute Dynamik entsteht, ist hinterher recht viel Arbeit im Schnitt erforderlich (in diesem Fall mit Camtasia).

 

Weitere Beispiele mit einem Studio-Setup:

Erklärvideo Ideen- und Beschwerdemanagement (Philosophische Fakultät, HHU Düsseldorf, Zeichnungen von Peter Bernardi)

Das Studienprojekt im Praxissemester – einfach erklärt (Zentrum für LehrerInnenbildung Uni Köln, Visualisierungen von Andreas Steinbrecher)

 

Smartphone und analoge Zeichnungen: „KI für alle: Das Wichtigste auf einen Blick!“

Für das OER-Lernangebot „KI für alle“ hat das Heine-Center for Artificial Intelligence and Data Science (HeiCAD) der HHU Düsseldorf ein kurzes Erklärvideo mit Legetechnik erstellt. Die Produktion lief hier ganz einfach: An einem Stativ wurde ein Arm mit Handyhalterung angebracht, so dass mit einem Smartphone über dem Tisch gefilmt werden konnte. Die Zeichnungen hat die Projektmitarbeiterin Dr. Maike Mayer mit Flipchart-Markern analog angefertigt und ausgeschnitten. Das Beispiel zeigt: Auch mit einfachen Mitteln lässt sich ein tolles Ergebnis erzielen!

 

Screenshot aus dem Video "KI für alle"

Screenshot aus dem Video „KI für alle: Das Wichtigste auf einen Blick!“, Maike Mayer für HeiCAD, HHU Düsseldorf.

 

Über Zoom und mit fertigen Illustrationen: „OER Tracks and the ORCA.nrw Network: Promoting OER in Higher Education“

Für einen Video-Vortrag wagte das Netzwerk Landesportal ORCA.nrw ein Experiment: Über Zoom produzierten einige Netzwerk-Mitglieder ein Video in Legetechnik, das ganz ohne Schnitt auskommt: „OER Tracks and the ORCA.nrw Network: Promoting OER in Higher Education“. Der Kommentar von Dr. Sina Nitzsche und die Legefläche befanden sich jeweils in einer Zoom-Kachel, und die Illustrationen wurden passend zum Sprechtext ins Bild gelegt.

 

Setup für die Produktion

Setup für die Produktion des Zoom-Legevideos. Foto: Elisabeth Scherer

Screenshot aus einem Legevideo, rechts daneben Screenshot von Dr. Sina Nitzsche in einer Videokonferenz

Screenshot aus dem Video „26 OER Tracks and the ORCA.nrw Network: Promoting OER in Higher Education“, Sina Nitzsche, Florian Rosenthal, Laura Schaffeld, Elisabeth Scherer, Magdalena Spaude and Tassja Weber, Netzwerk Landesportal ORCA.nrw, CC BY 3.0

 

Die Tischfläche wurde mit einem Smartphone (befestigt an einem Ringlicht) aufgenommen, das in die Videokonferenz eingewählt war. Das Vorhaben war herausfordernd und benötigte mehrere Anläufe, schließlich gelang es jedoch überraschend gut. Das Team griff hier auf freie Grafiken zurück, die einfach ausgedruckt und ausgeschnitten wurden. In der Postproduktion wurden zu der Zoom-Aufzeichnung lediglich ein Intro/Outro und an einer Stelle ein Bienensummen hinzugefügt.

 

Weitere Informationen: 

Von Netzwerken und Bienen: Das Legetechnik-Video zu den OER Tracks (Artikel auf OERinfo)

 

Selbst probieren: Tipps und Tricks für die Produktion

Lust auf eigene Experimente? Hier finden Sie noch einige Materialien und Links, die Ihnen dabei helfen können, selbst ein Video mit Legetechnik aufzunehmen.

– Kurz erklärt: Erklärvideo mit Legetechnik – Video des Videolabors der Zukunftswerkstatt der FH Dortmund. Hier wird kompakt erklärt, was Sie beachten müssen, wenn Sie selbst ein Legevideo produzieren – ob mit Studio-Equipment oder mit dem Smartphone.

– Legetricktechnik – Erklärvideo, in dem die Produktion eines Legevideos (mit einfachen Mitteln) Schritt für Schritt erläutert wird. Entstanden im Projekt „My E-Learning“ an der HHU Düsseldorf.

– Lehre Laden: Legetechnik – Tipps zur Erstellung von Legevideos im „Download-Center für inspirierte Lehre“ der Uni Bochum. Mit vielen Hinweisen zu Konzeption, Equipment und Durchführung.

„Ergebnisse bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“

An 37 Hochschulen in Nordrhein-Westfalen tragen die Netzwerkstellen von ORCA.nrw mit ihrer Arbeit dazu bei, dass immer mehr Lehrende offene Bildungsressourcen (OER) nutzen, produzieren und teilen. Dafür gibt es zahlreiche Angebote und vor allem eine persönliche Ansprechperson an jeder Hochschule, die Lehrenden bei Fragen rund um OER und digitale Lehre mit Rat und Tat zur Seite steht. Sarah Schotemeier (Universität Münster), Christina Josupeit (Hochschule für Gesundheit in Bochum) und Dr. Tassja Weber (Universität Paderborn) sind drei von ihnen. Zusammen mit weiteren Netzwerkstellen haben sie 2021 in der Netzwerk-AG Open Educational Culture (vormals AG Kultur des Teilens) eine Umfrage unter Lehrenden in NRW gestartet, um besser zu verstehen, warum OER genutzt, produziert und geteilt wird – und warum noch nicht. Über die Ergebnisse und die Entstehungsgeschichte sprechen sie im Interview.

 

Wie ist die Idee zur Umfrage entstanden?

Sarah Schotemeier: Daran erinnere ich mich noch gut. Wir haben Anfang 2021 mit mehreren Netzwerkstellen von ORCA.nrw die AG Kultur des Teilens gegründet und zunächst überlegt, wie wir diese Kultur an den Hochschulen etablieren können. Dabei war uns schnell klar, dass wir einen empirisch erfassten Überblick über die Beweggründe und Motive zur Nutzung und Produktion von OER in NRW haben wollen.

 

Was war das Ziel der Umfrage?

Christina Josupeit: Wir wollten ein breiteres Bild erhalten, was Lehrende über OER denken, und warum sie sie nutzen und erstellen – oder eben auch nicht. Eine unserer Aufgaben ist ja, Lehrende zu erreichen, die aktuell noch keine OER einsetzen oder produzieren, entsprechend wichtig ist es für mich in meiner Arbeit, zu wissen, woran das liegen könnte. So kann ich diesen Faktoren im Rahmen meiner Möglichkeiten entgegenwirken und zum Beispiel anbieten, an der ein oder anderen Stelle Arbeit abzunehmen. Wir können so besser die Perspektive der Lehrenden einnehmen und sagen: „Ja, OER lohnt sich!“

Schotemeier: Wir wollten unbedingt die Bedarfe von Hochschullehrenden besser verstehen, um unsere Angebote darauf anzupassen und nicht an ihnen vorbeizuarbeiten. Dafür haben wir dann verschiedene Handlungsbereiche in den Fokus genommen: zum einen den Nutzen von OER, aber auch das Produzieren und Veröffentlichen. Die Annahme war, dass sich Lehrende hier an unterschiedlichen Stadien befinden. Und wir wollten durch die Umfrage verstehen, was die Bedarfe von Lehrenden wirklich sind. Im Sommer 2021 haben wir dann alle 37 Hochschulen angeschrieben, insgesamt haben 240 Lehrende teilgenommen, von denen wir 167 auswertbare Daten ziehen konnten. Wir wissen, dass die Umfrage nicht repräsentativ ist, aber aus den Daten konnten wir einiges ablesen.

 

Ihr habt in der Umfrage unter anderem die Frage gestellt: „Was motiviert?“

Dr. Tassja Weber: Zunächst haben wir die Handlungsbereiche ähnlich strukturiert: Was ist der Ist-Stand? Welche Beweggründe gibt es zu den OER-Aktivitäten? Und, wenn es bisher keine Aktivitäten gab, was ist eigentlich der Grund dafür? Generell kann man sagen, dass Lehrende immer dann motiviert sind, wenn sie grundsätzlich den Wert von Offenheit und Austausch schätzen. Dann produzieren und teilen sie ihr Material gerne mit anderen. Wenn sie Material teilen, freuen sich viele Lehrende, dass ihr Material auch für andere nutzbar und es nachhaltig ist. Bei der Nutzung sind Lehrende vor allem dann motiviert, wenn sie sehen, dass Material gut und einfach in die eigene Lehre einzubinden ist. Das Stichwort ist hier Aufwandseinsparung.

 

Mit welchem Ergebnis hattest du vorher am wenigsten gerechnet?

Weber: Ich fand sehr interessant, dass die beiden Hauptgründe für Lehrende, OER zu produzieren, dem ersten Anschein nach widersprüchlich sind. Die Mehrheit war motiviert, OER zu teilen, wenn sie eine generell schon positive Grundhaltung zum Thema Offenheit hatte. Der zweite Grund war aber dann der finanzielle Anreiz. Also sind die Werte wichtig, aber wir müssen auch anerkennen, dass Fördermittel einen Anreiz darstellen.

 

Die zweite Leitfrage der Umfrage war die nach den Hinderungsgründen.

Weber: Hier haben wir durch alle Handlungsbereiche hindurch die rechtlichen Unsicherheiten vorn. Lehrende gaben mehrheitlich an, sie hätten zu wenig Wissen über das Thema OER und zu CC-Lizenzen und wissen nicht, was sie beachten müssen. Das hindert sie, OER zu nutzen, zu produzieren und zu teilen. Darüber hinaus ist aus den Daten auch ersichtlich, dass Lehrende mit dem Produzieren von OER einen höheren Aufwand verbinden. Das ist interessant, da bei der Nutzung auf der Gegenseite oft die Zeitersparnis als großer Vorteil von OER genannt wird.

 

Die Umfrage ist inzwischen schon zwei Jahre her. Welche konkreten Ableitungen konntet ihr für eure Arbeit direkt an der Hochschule aus ihr ziehen?

Josupeit: Wir als Netzwerkstellen arbeiten ja nicht nur mit den Lehrenden, sondern auch in unseren jeweiligen Hochschulstrukturen. Die Ergebnisse sind wichtig, um OER gezielt bekannter zu machen. Ich arbeite zum Beispiel seit einiger Zeit sehr eng mit unserem Lehr-/Lernzentrum zusammen, damit dort immer wieder OER-Angebote vorhanden sind und OER einfach Thema ist.

Schotemeier: Wir haben natürlich geschaut, welche Angebote wir haben und wie wir sie noch besser einsetzen und gegebenenfalls weiterentwickeln können. Die rechtlichen Aspekte wurden oft als Hinderungsgrund genannt, also versuchen wir zum Beispiel unsere Rechtinformationsstelle noch intensiver in der Arbeit mit Lehrenden einzubeziehen. Auch durch Angebote wie unsere OER-Fachtage können wir zielgerichtet informieren und aufklären. In der AG Kultur des Teilens, die mittlerweile den Namen „AG Open Educational Culture“ trägt, verfassen wir zudem gerade einen Katalog mit Handlungsempfehlungen, um Lehrenden mit den genannten Bedenken noch besser in unserer Rolle als Netzwerkstelle von ORCA.nrw begegnen zu können. Alles in allem waren die Ergebnisse aber auch eine Bestätigung, dass wir mit unseren Maßnahmen auf dem richtigen Weg sind.

 

Zu den Ergebnissen von „OER in NRW – Was motiviert? Was hindert?“

 

Zu den Personen:

Porträt Sarah Schotemeier

 

Sarah Schotemeier (37) arbeitet seit Oktober 2020 unter anderem als ORCA.nrw-Netzwerkstelle am Zentrum für Hochschullehre an der Universität Münster. Seit 2010 hat sie als Mediendidaktikerin in vielfältigen Projekten im Bereich Digitale Medien in der Hochschullehre mitgewirkt. Ihre Schwerpunkte liegen sowohl in der Vernetzung von unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren als auch in der Beratung und dem Coaching.

 

 

Porträt Christina Josupeit

 

Christina Josupeit (34) arbeitet seit Juli 2021 als ORCA.nrw-Netzwerkstelle in der Stabsstelle für Qualität in Studium und Lehre an der Hochschule für Gesundheit in Bochum. Nebenbei promoviert sie an der Universität Duisburg-Essen mit einem eigenen Forschungsprojekt. Als Erziehungswissenschaftlerin mit einem großen Herz für empirische Sozialforschung war sie zuvor in der Methodenberatung an der Hochschule Düsseldorf tätig und verfügt über mehrere Jahre Lehrerfahrung.

 

Porträt Dr. Tassja Weber

 

Dr. Tassja Weber (35) arbeitet seit April 2021 in der Stabsstelle für Bildungsinnovationen und Hochschuldidaktik an der Universität Paderborn und ist dort als Netzwerkstelle ORCA.nrw die zentrale Ansprechperson zum Thema Open Educational Resources und ORCA.nrw. Die promovierte Sprachwissenschaftlerin war zuvor als akademische Mitarbeiterin an der Universität Mannheim tätig und verfügt über mehrere Jahre Forschungs- und Lehrerfahrung im Hochschulkontext.

 

An der Umfrage haben folgende weitere Personen mitgewirkt:

Bianca Geurden und Markus Jahn unter Mitarbeit von Sinika Schäfer und Anne Krüger

8/2023: Großes Hallo im O-Werk

Es war voll in den Geschäftsräumen von ORCA.nrw in diesem Monat. Im Rahmen des Gesamttreffens schauten die Netzwerkstellen der 37 NRW-Hochschulen im Bochumer O-Werk vorbei und tauschten sich untereinander und mit den Kolleginnen und Kollegen der ORCA.nrw-Geschäftsstelle aus. Was sonst noch rund ums Landesportal los war, lesen Sie in der August-Ausgabe von „Neues aus der Geschäftsstelle“.

 

Netzwerk-Gesamttreffen bei ORCA.nrw

Großes Hallo im Bochumer O-Werk, eine Etage über den Büros des Landesportals: Die Netzwerkstellen von ORCA.nrw kamen in der vergangenen Woche zum jährlichen Gesamttreffen des Netzwerk Landesportal ORCA.nrw zusammen. In ihrer täglichen Arbeit sind sie jeweils an einer der 37 Hochschulen in Nordrhein-Westfalen Ansprechperson Nummer eins, wenn es um OER und digitale Lehre geht, umso größer war die Freude, die Kolleginnen und Kollegen der anderen Hochschulen endlich wieder persönlich zu sehen. Die Geschäftsführer von ORCA.nrw, PD Dr. Markus Deimann und Dr. Joachim Preusse, beteiligten sich ebenso am regen Austausch wie die Netzwerkkoordinatorinnen Janou Feikens und Rebecca Nyßen, die das Gesamttreffen organisierten.

Alle Infos zum Netzwerk Landesportal ORCA.nrw gibt’s hier.

 

Neue Termine zu Lehre verbindet NRW

Lehre verbindet NRW geht in die nächste Runde. Im Rahmen der beliebten Veranstaltungsreihe bieten HD@DH.NRW und ORCA.nrw im Wintersemester 2023/24 wieder fünf interessante Formate an. Unter anderem stellen die Verantwortlichen aus den OERContent.nrw-Projekten OER.DigiChem.NRW sowie LArS.nrw ihre Arbeit vor. Die Veranstaltungen finden online statt, alle Infos zu den Terminen und zur Anmeldung finden Sie hier.

 

Fachtag-Doppelpack

Der September steht ganz im Zeichen der OER-Fachtage, und gleich zwei Premieren gibt es dann. Den Aufschlag macht der erste OER-Fachtag Gesundheit: Am 4.9. warten an der Hochschule für Gesundheit in Bochum zahlreiche Spotlights auf Projekte wie DiViFaG oder KomVor Pflege. Nur zwei Wochen später folgt der erste OER-Fachtag Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln. Alle Informationen zu beiden OER-Fachtagen erhalten Sie gebündelt hier.

 

OER-Praxiswerkstatt ist zurück

Und noch eine beliebte Veranstaltung wirft ihre Schatten voraus. Ab dem 23. Oktober erhalten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der „OER-Praxiswerkstatt“ in insgesamt neun Workshops praktische Tipps zur Produktion offener digitaler Lehr-/Lernmaterialien. Organisiert wird die Reihe von den Netzwerkstellen des Landesportals ORCA.nrw in Kooperation mit der HD@DH.NRW, sie richtet sich an alle Lehrende an NRW-Hochschulen, die ihre Lehre digital weiterentwickeln möchten. Alle Termine finden Sie hier.

 

Mit dem OER-Tipp Gebärdensprache lernen

Jeden Monat stellen wir in unserer Rubrik „OER-Tipp des Monats“ ein besonderes OER-Material oder einen außergewöhnlichen offen lizenzierten Kurs vor, der auf ORCA.nrw abrufbar ist. Im August steht das Projekt „InSign“ und die Gebärdensprache „International Sign“ im Fokus. Gebärdensprachen sind von Land zu Land unterschiedlich, entsprechend kompliziert gestaltet sich oft die Kommunikation an einem internationalen Ort wie einem Hochschul-Campus. An der Universität Siegen sowie vier weiteren Hochschulen aus anderen Ländern in Europa wurde daher ein Online-Kurs entwickelt, mit dessen Hilfe gehörlose als auch nicht-gehörlose Menschen die Grundlagen der Gebärdensprache „International Sign“ erlernen können. Hier lesen Sie mehr.

 

Alle OER-Tipps des Monats finden Sie hier in der Übersicht.

 

Neues von der RiS

Die Rechtinformationsstelle DH.NRW veröffentlicht einmal im Monat eine umfangreiche Zusammenfassung der relevanten Neuigkeiten aus der rechtwissenschaftlichen Literatur zum Thema Digitalisierung der Hochschulen in NRW. In diesem Monat geht es in der Kurz-Review unter anderem um die Frage: „Revolutioniert der Data Act die Datenwirtschaft?“ Darüber hinaus erhalten Sie Wissenswertes und Aktuelles unter anderem zum Urheber- und Prüfungsrecht. Zu Ausgabe 8/2023 geht’s hier.

Neue Termine der Veranstaltungsreihe „Lehre verbindet NRW“

Ab dem 07.09.2023 setzen wir die gemeinsame Veranstaltungsreihe „Lehre verbindet NRW“ von uns als Geschäftsstelle des Landesportals ORCA.nrw und unserem Kooperationspartner HD@DH.nrw fort, zu der wir an dieser Stelle herzlich einladen.

Die Veranstaltungen finden jeweils donnerstags zwischen 13 und 14 Uhr online statt.

 

 

ORCA.NRW LÄDT EIN

PROJEKT: „OER.DigiChem.NRW“

IMPULSGEBER: PD Dr. Klaus Schaper, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

WANN: Do., 07.09.2023, 13:00 – 14:00 Uhr

KURZINFO:
Das Projekt OER.DigiChem.NRW ist ein gemeinsames Projekt der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der Bergischen Universität Wuppertal und der Technischen Hochschule Köln. Es wird im Rahmen der Landesinitiative OER.Content.nrw vom 1.10.2020 bis zum 31.12.2022 durch das Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Die heutige Generation Studierender wird häufig als „Digital Natives“ bezeichnet. Tatsächlich zeigen viele Studierende ein erhebliches Defizit an Kompetenzen im Umgang mit digitalen Werkzeugen. Dies gilt zum einen für den Einsatz von fachspezifischer Software, aber auch für die Nutzung von Standardsoftware, wie Microsoft Office, LaTex, Zeichenprogrammen usw. Im Rahmen dieses Projektes werden entsprechende Kompetenzen gezielt gefördert. Ein zentraler Aspekt ist hierbei die Erstellung von interaktiven Videotutorials, die auf den jeweiligen Lernplattformen (Ilias, Moodle) flexibel bereitgestellt und in flankierenden, curricular eingebundenen Lehrveranstaltungen eingeführt und dann modulübergreifend genutzt werden.

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HD@DH.NRW VERBINDET

THEMA: Lernen mit virtuellen Fällen

IMPULSGEBER: Prof. Dr.med.vet. Jan Ehlers, Universität Witten-Herdecke

WANN: Do., 28.09.2023, 13:00 – 14:00 Uhr

KURZINFO:
Virtuelle Patient:innen bzw. fallbasiertes digitales Lernen werden nicht nur in der Medizin seit vielen Jahren eingesetzt. Stark dem Konstruktivismus verschrieben, ermöglichen diese Lernmodule das Einüben von diagnostischem bzw. problemlösendem Denken, simulieren die Praxis und fördern die Lernfreude. In diesem Impuls sollen verschiedene Anwendungen aus der Medizin vorgestellt werden, um in der Diskussion über die Einsatzfelder in anderen Disziplinen zu sprechen.

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Die Anmeldung unter dem obigen Link ist bis zum 26.09.2023 möglich.

 

 

ORCA.NRW LÄDT EIN

PROJEKT: „TZdigital.nrw – Erstellung modularer Lehr-/Lernmaterialien für das Landesportal ORCA.nrw“

IMPULSGEBER: Fabian Dillenhöfer M. Sc., TU Dortmund

WANN: Do., 12.10.2023, 13:00 – 14:00 Uhr

KURZINFO:
TZdigital.nrw ist ein Verbundprojekt der Ruhr-Universität Bochum, der Bergischen Universität Wuppertal, der Hochschule Bochum, der Fachhochschule Südwestfalen, der Fachhochschule Dortmund, der Hochschule Hamm-Lippstadt und der TU Dortmund. Koordiniert wird es vom Fachgebiet Maschinenelemenete der TU Dortmund. Die IngenieurDidaktik ist Teil des Projekts TZdigital.nrw (Technisches Zeichnen im Ingenieurwesen) in der Förderlinie OERContent.nrw des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein Westfalen (10/2020 bis 9/2022).

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HD@DH.NRW VERBINDET

THEMA: Text- und bildgebende KI-Tools in der Gestaltungslehre – Beispiele für forschendes Lernen mit KI im Studiengang „Information and Communication Design“

IMPULSGEBERIN: Silke Gehrmann-Becker, Hochschule Rhein-Waal

WANN: Do., 02.11.2023, 13:00 – 14:00 Uhr

KURZINFO:
Insbesondere für Designstudierende, die als text- und bildgebende Kreative digitale Medien nutzen und Impulse setzen, kommt es bereits jetzt zu einer rasanten Veränderung ihres Berufsbildes – und damit einhergehend der aktuellen wie zukünftigen Lehr- und Lerninhalte. Anhand von beispielhaften Aufgabenstellungen aus dem Modul „Design Theory“ des englischsprachigen Studiengangs „Information and Communication Design B.A.“ wird die Verknüpfung von e-Portfolioarbeit und KI sowie die Kompetenzbildung zur Reflexion medialer und KI-generierter Inhalte im Kreislauf der digitalen Informationsgesellschaft vorgestellt.

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Die Anmeldung unter dem obigen Link ist bis zum 31.10.23 möglich.

 

 

ORCA.NRW LÄDT EIN

PROJEKT: „LArS.nrw“ – Lernen mit Animationsfilmen realer Szenen sozialwissenschaftlicher Unterrichtsfächer: ein digitales Lehr-/Lernangebot zur Professionalisierung angehender Lehrkräfte

IMPULSGEBER: Simon Filler M. Ed., TU Dortmund

WANN: Do., 16.11.2023, 13:00 – 14:00 Uhr

KURZINFO:
Im Rahmen der Landesinitiative OER.Content.nrw wurde das Projekt LArS.nrw durch das Land Nordrhein-Westfalen in der ersten Förderrunde gefördert. Das Projekt LArS.nrw entwickelte im Rahmen der ersten OERcontent Ausschreibung ein digitales Lehr-Lern-Angebot für angehende Lehrkräfte in sozialwissenschaftlichen Fächern. Kern des Materials sind 22 Animationsvignetten, die authentisch Unterrichtsszenen zeigen und durch eine entsprechend aufbereitete Lernumgebung die Förderung von Professionalität in der Lehrkräfteausbildung ermöglicht. Der Vortrag gibt Einblick in Gestaltungsprozesse, Anwendungskontexte und Praxiserfahrung zum Material. Einen Einblick können Sie auf der projekteigenen Homepage bekommen.

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HD@DH.NRW VERBINDET

THEMA: Gruppenarbeiten in der Hochschullehre mit agilen Methoden gestalten

IMPULSGEBERINNEN: Andrea Bode und Dr. Frauke Stenzel, Ostfalia

WANN: Do., 30.11.2023, 13:00 – 14:00 Uhr

KURZINFO:
Es wird die Strukturierung von Lernprozessen mit einem iterativen Vorgehen, angelehnt an der agilen Projektmanagementmethode SCRUM, vorgestellt. Dabei lernen die Studierenden in Gruppen, organisieren ihr Lernen eigenverantwortlich und arbeiten kollaborativ miteinander.

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Die Anmeldung unter dem obigen Link ist bis zum 28.11.23 möglich.

 

 

Die nächsten Termine und Anmeldemöglichkeiten finden Sie auch nochmal auf unserer Weiterqualifizierungsseite.

Robin Schütgens: „Die Künste bieten einen riesigen Schatz an OER“

37 Hochschulen in Nordrhein-Westfalen tragen das Landesportal ORCA.nrw. An ihnen steht Lehrenden und Studierenden, die sich mit offenen Bildungsressourcen (OER) auseinandersetzen, eine Netzwerkstelle als Ansprechperson Nummer eins zur Seite. Robin Schütgens ist eine dieser Netzwerkstellen – an der Folkwang Universität der Künste in Essen. In der dritten Ausgabe des „Netzwerkstellen-Porträt“ erklärt er die Besonderheit seiner Arbeit an einer Kunst- und Musikhochschule, welche technischen Hürden und Chancen mit der Digitalisierung in der künstlerischen Ausbildung verbunden sind und was Michaelangelo mit OER zu tun hat. 

 

Robin Schütgens, Sie sind von Ihrer Netzwerkstellen-Kollegin Bianca Geurden nominiert worden, die gerne von Ihnen wissen würde: Stellen Sie als Netzwerkstelle an einer Kunst- und Musikhochschule fest, dass es eine eigene oder erweiterte OER-Strategie gegenüber Fachhochschulen und Universitäten braucht? Und gibt es sogar Sichtweisen aus diesen Fachbereichen, die OER anders, vielleicht sogar kreativer, beleuchten? 

Robin Schütgens: Das ist eine super spannende Frage. Ich bin mir gar nicht so sicher, dass es eine eigene oder erweiterte Strategie braucht. Die Herausforderung ist, dass wir an Kunst- und Musikhochschulen an vielen Stellen noch Vorarbeit leisten müssen. Der Diskurs über Lehre und Lernen ist an den größeren Hochschulen weiter fortgeschritten, und wir können viel vom Netzwerk lernen. Der Punkt Kreativität wird uns natürlich oft zugeschrieben. Aber ist ein Dialog in einem Theaterstück zwangsläufig kreativer als ein Buch in der Biologie? Da finde ich die Abgrenzung schwierig. Wir sind aber sicher auf andere – oder auch ungewöhnliche – Materialien angewiesen. Kreativität kommt für mich vor allem zum Tragen, wenn es um den Einsatz der Materialien geht.

 

Welche Studienrichtungen werden an der Folkwang Universität der Künste angeboten?

Schütgens: Die Folkwang ist eine Kunst- und Musikhochschule. Bei uns findet sich also von Musik über Tanz bis hin zu Theater, Gestaltung und Wissenschaft das gesamte Spektrum unter einem Dach. Im Rahmen der Instrumentalausbildung bieten wir unter anderem Alte und Neue Musik sowie Jazz, Populäre Musik und Komposition. Bei uns kann man aber auch Musikwissenschaft, Musikpädagogik und Lehramt Musik studieren. Darüber hinaus bieten wir Tanz, Musical, Regie und Schauspiel. Und dann gibt es natürlich Kunst- und Designwissenschaft sowie Fotografie, Industrial Design oder Kommunikationsdesign. Das Angebot ist vielschichtig und interdisziplinär, das macht es sehr spannend.

 

Bild der Alten Abtei auf dem Campus in Essen Werden

Blick auf die Alte Abtei in Essen-Werden, das Hauptgebäude der Folkwang   © Franziska Goetzen

 

Worin unterscheidet sich die Kunst- und Musikhochschule von anderen Unis und Hochschulen?

Schütgens: Ein zentraler Unterschied ist: Wir sind kleiner und dadurch sehr familiär. Dafür haben wir aber einen sehr guten Betreuungsschlüssel, weil wir viel in Einzel- oder Kleingruppen-Unterricht arbeiten. Studierende kommen schon mit einer gewissen Expertise, die sie unter anderem in der Eignungsprüfung unter Beweis stellen müssen, an unsere Hochschule. Ich beherrsche also meine Disziplin, komme aber hier an den Punkt, an dem ich mein Können und vor allem mein künstlerisches Wirken noch deutlich ausbauen kann. Das passiert in einem sehr engen Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden. Ein anderer Aspekt bei uns ist der ständige Bezug zur Gesellschaft. Die Künste wollen in die Gesellschaft hineinwirken und sind andersherum auch auf ihr Feedback angewiesen. Deswegen müssen wir nah an den Themen der Gesellschaft sein. Ich habe das Gefühl, dass das auch in den Universitäten und Fachhochschulen immer relevanter wird.

 

Das praktische Lernen und Arbeiten ist also ein elementarer Bestandteil an der Folkwang Universität der Künste.

Schütgens: Auf jeden Fall. Der größte Teil des Lehrens und Lernens findet in der Praxis statt und ist sehr intensiv. Bei uns mündet Lehre zudem sehr oft darin, dass Projekte in der Öffentlichkeit präsentiert werden – zum Beispiel auf der Bühne oder in einer Ausstellung.

 

Welche Fachbereiche können von digitalem Lernen am meisten profitieren?

Schütgens: In der Corona-Pandemie haben sich viele Bereiche zum ersten Mal wirklich mit ihrer Rolle in der immer digitaler werdenden Welt auseinandersetzen müssen. Mir fallen einige Dozierende ein, die immer sehr auf „Bühnenpräsenz“ bedacht waren. Wie man einen Raum ausfüllt, war für sie ein zentrales Thema. In den Online-Veranstaltungen hatten sie dann nur einen kleinen schwarzen Punkt, in den sie hereinsprechen konnten. Die Wechselwirkung ist spannend: wie sich zum einen die eigene Disziplin durch die digitalen Medien verändert, zum anderen aber wie man sie nutzen und vielleicht dadurch sogar profitieren können. Mir fällt ein Symposium ein, bei dem Tänzer*innen mit Sensoren ausgestattet wurden, die während des Tanzens die Bewegungen aufgezeichnet und sie in Licht- und Audiospiele übersetzt haben. Mithilfe digitaler Unterstützung wurde also durch Tanz die Licht- und Klang-Atmosphäre im Raum verändert. Es ist nur ein Beispiel, das zeigt, dass Digitalisierung an den Kunst- und Musikhochschulen gerade ein sehr experimentelles und damit spannendes Feld ist.

 

In welchen Fächern ist digitales Lehren und Lernen generell schwieriger?

Schütgens: Instrumentalunterricht über Videokonferenz war zu Beginn der Pandemie natürlich schnell auf der Agenda. Das haben wir auch probiert, mussten aber an vielen Stellen schnell ganz deutliche Hindernisse feststellen. Es fing bei der technologischen und räumlichen Ausstattung der Studierenden zu Hause an, um Audio und Video adäquat aufzeichnen zu können. Und dann haben wir in besonderem Maße mit der Latenz zu kämpfen – ein Problem, wenn man zusammen musizieren will. Da werden uns aktuell Grenzen aufgezeigt. Sehr praxisorientiertes Lehren und Lernen lässt sich nur mit großem Aufwand ansatzweise nutzbar ins Digitale übersetzen. Aber: Das Beschäftigen mit dem Thema hat die einzelnen Disziplinen noch mal neu beleuchtet.

 

Kann OER dann an einer Kunst- und Musikhochschule überhaupt funktionieren?

Schütgens: Auf jeden Fall! Weil wir ohnehin sehr individuell arbeiten, geht es für mich dabei aber vor allem um die Frage, inwieweit Lehrende bereit sind, dieses spezielle, oft sehr individuelle Material zu teilen. Ich bin mir sicher: Auch individuell erstelltes Material kann für jemand anderen sehr interessant und hilfreich sein. Dabei ist dann jedoch oft der Kontext des Materials in besonderem Maße wichtig.

 

Welches OER-Material würden Sie als Best-Practice-Beispiel heranziehen?

Schütgens: Viele Kunstwerke sind als OER benutzbar. Ich kann gar nicht sagen, wie viele Studierende in den vergangenen Jahrhunderten an Michelangelos David gelernt haben, wie viele Studierende Goethe auf die Bühne brachten oder wie viele Künstler*innen schon Bach oder Beethoven gespielt haben. In der Kunst ist ein unheimlich großer Schatz an Material vorhanden, der schon offen und frei verfügbar und ganz automatisch und natürlich Teil des Studiums ist. Man lernt von den großen Künstler*innen. Spannend ist, wie das einzelne Werk dann in den Lehrprozess eingebaut wird. Dafür brauche ich dann Materialien, die den Kontext erklären und das Werk einordnen.

 

Was macht das Netzwerk ORCA.nrw so einzigartig?

Schütgens: Die Vielfältigkeit der Personen im Netzwerk. Gerade für uns an den Kunst- und Musikhochschulen ist es unheimlich bereichernd, einen kurzen Draht zu anderen Hochschulen zu haben und Erfahrungswerte abzuschöpfen. Und: Die Kunst- und Musikhochschulen bieten im Netzwerk eine Perspektive, die für die anderen Mitglieder des Netzwerks oft besonders sind.

 

Sie sind aktiv in der Netzwerk-AG zur Kultur des Teilens: Was macht die Kultur in Ihren Augen aus und was ist das Ziel der Gruppe?

Schütgens: Die Kultur des Teilens ist das Fundament, ohne das OER nicht funktionieren kann. Die Frage ist, wie stark Offenheit, Toleranz, das Wir-Gefühl, Kritikfähigkeit oder auch Mut in der Lehre verankert sind. Als Lehrende*r lässt man sich durch das Veröffentlichen von OER ein Stück weit in die Karten gucken, deswegen versuchen wir herauszufinden, was mögliche Hemmschwellen sind und wie man diese aus dem Weg räumen kann. Das finde ich an der AG sehr spannend.

 

Nun dürfen Sie eine Frage an eine Kollegin oder einen Kollegen aus dem Netzwerk ORCA.nrw stellen.

Schütgens: Ich würde gerne an Dr. Sina Nitzsche von der FH Dortmund weitergeben, die vor einiger Zeit die OER-Tracks veröffentlicht hat. Ich würde gerne die Entstehungsgeschichte von ihr erfahren.

 

Vielen Dank fürs Gespräch, die Frage stellen wir in der kommenden Ausgabe des Netzwerkstellen-Porträts.

„Wie eine Schatzkiste“ – der OER-Fachtag Sprachwissenschaften

Der (digitale) OER-Fachtag „Sprachwissenschaften“, der am 26.06. unter Federführung der Universität Paderborn mit Beteiligung des Netzwerks Landesportal ORCA.nrw organisiert wurde, brachte dieses Mal Lehrende aus den sprachwissenschaftlichen Fachcommunities für einen Austausch zu Open Educational Resources (OER) zusammen und bot ihnen die Gelegenheit, sich zu OER-bezogenen Entwicklungen zu informieren sowie sich Inspiration für die eigene Lehre zu holen. Insgesamt waren ca. 70 Teilnehmende (exkl. Organisationsteam) beim Fachtag dabei.

Das Programm des OER-Fachtags „Sprachwissenschaften“ war vielfältig und umfasste einen Mix aus fach- und themenbezogenen Vorträgen und Einblicken in verschiedene Projekte, deren Materialien und Inhalte auf dem Landesportal ORCA.nrw zur Nachnutzung veröffentlicht werden/wurden. Darüber hinaus gab es praxisorientierte Beiträge rund um das Thema OER-Nutzung, OER-Erstellung und Digitale Barrierefreiheit.

Nach einer kurzen Begrüßung durch das Organisationsteam des Fachtags eröffnete Prof. Dr.-Ing. Volker Schöppner, Vizepräsident für Lehre, Studium und Qualitätsmanagement an der Universität Paderborn, den Fachtag: In seinem Grußwort verwies er auf OER als aktuelles bildungspolitisches Ziel und betonte die Mehrwerte von OER, die sich insbesondere im Austausch und der Vernetzung von Lehre und Lehrenden über die eigene Hochschule hinaus zeigen. Er lobte das Engagement von Lehrenden, die sich für OER einsetzen, und würdigte ihren Beitrag zur Förderung einer Kultur des Teilens, um OER nachhaltig an Hochschulen zu etablieren.

Auch die Pro-Rektor*innen der anderen an der Organisation des Fachtags beteiligten Hochschulen betonten in ihren Grußworten die Potenziale von OER für die (Zukunft der) Hochschullehre. Für die Präsentation dieser Grußworte wählten die Organisator*innen des Fachtags einen kreativen Ansatz: Sie erstellten eine zusammenhängende Grafik (siehe oben, Anm. d. Red.) und visualisierten damit die schriftlichen eingegangenen Grußworte. Entstanden ist eine beeindruckende Illustration, die ihrerseits unter einer offenen Lizenz geteilt wird und zur Nachnutzung einlädt.

Wie in der Grafik sichtbar wird, werden OER in der Hochschule als eine gefüllte und stetig erweiterbare Schatzkiste gesehen sowie als Sonne, die anderen Licht und Energie zuteilwerden lässt. OER machen Inhalte für andere zugänglich und nachnutzbar, ermöglichen offenes und gemeinsames Arbeiten über hochschulische Grenzen hinweg und können in der Lehre ein Spiegelbild zur Forschung sein. Hier ist zum Teil noch „Pionierarbeit“ notwendig, um Inhalte als OER (neu) zu produzieren bzw. als OER zugänglich zu machen: All dies trägt zu einem kollektiven Ökosystem bei und veranschaulicht gut den Kreislauf (Life Cycle) von OER.

Thematisch eröffnet wurde der Fachtag durch eine Keynote von Prof. Dr. Ilka Mindt (Universität Paderborn). In ihrem Vortrag „Ton, Schrift, OER – freie Bildungsmaterialien in den Sprachwissenschaften“ fokussierte sie den durch OER angestoßenen Paradigmenwechsel für die sprachwissenschaftliche Lehre an Hochschulen und skizzierte zwei Ebenen, die bei OER relevant sind: Die Ebene der Erstellenden und die Ebene der Nutzenden. Sie betonte, dass es sich bei OER lohne, „am Anfang schon ans Ende zu denken“, bei der Erstellung von OER also bereits die Nachnutzung entsprechender Inhalte in den Blick zu nehmen. 

Im Anschluss an diesen Einstieg in das Thema OER gingen Prof. Dr. Ilka Mindt und PD Dr. Markus Deimann (Geschäftsführer Landesportal ORCA.nrw) in ihrem gemeinsamen Vortrag auf den OER-Life-Cycle ein: Prof. Dr. Ilka Mindt berichtete aus der OER-Erstellenden-Perspektive von ihren Erfahrungen im OERContent.nrw-Projekt „AuthenticEnglishes.nrw“, das sie von 2020 – 2022 konsortialführend geleitet hat und teilte wertvolle „lessons learned“ mit den Teilnehmenden. In diesem Kontext hob sie u. a. die Beratungs- und Unterstützungsangebote seitens der einzelnen ORCA-Netzwerkstellen vor Ort und ihre Funktion als Schnittstelle zum Landesportal ORCA.nrw positiv hervor. Dr. Markus Deimann stellte daran anknüpfend das Online-Landesportal ORCA.nrw vor, auf dem die Materialien des Projekts zugänglich gemacht werden, und gab exklusive Einblicke in neueste Entwicklungen bei ORCA.nrw, u. a. zum Angebot einer thematisch sortierten Bündelung und Aufbereitung von OER-Einzelmaterialien (sogenannte „Themenwelten“).

Im Nachmittagsprogramm des OER-Fachtags hatten die Teilnehmenden in mehreren parallelen Sessions die Gelegenheit, Einblicke in verschiedene Projekte und ihre (entstehenden) OER-Materialien zu erhalten, sich über diese OER-Materialien auszutauschen und sich Inspiration für die eigene Lehre zu holen.

Dabei reichte das Spektrum der Beiträge in der ersten Parallelsession von Inhalten zur Sprachbildung in der Lehrer*innenbildung für berufliche Schulen, über Ressourcen zu Sprach-, Sprech- und Kommunikationsstörungen, bis hin zu Materialien, die Versprecher und false friends in der Fremdsprachendidaktik adressieren. Die zweite Parallelsession am Nachmittag bot Einblicke in digitale Tools zum Erwerb chinesischer Schriftzeichen und ihrer Bedeutung, sowie multimediale, modular strukturierte OER-Kurse im lehramts- und fachwissenschaftlichen Germanistikstudium. Insgesamt spiegelten die Parallelsessions nicht nur unterschiedlichen Schwerpunkte der Sprachwissenschaften wider, sondern zeigten auch ganz unterschiedlichen Formen und Formate von OER-Materialien.
 

Nach den Parallelsessions ging Dr. Annegret Haage vom DoBuS TU Dortmund/Kompetenzzentrum DigitaleBarrierefreiheit.nrw in ihrem Praxis-Impuls „H5P barrierefrei“ auf digitale Barrierefreiheit von Lehr-/Lernressourcen ein – ein Thema, das natürlich nicht nur im Kontext von OER von Bedeutung ist, sondern für digitale Lehr- und Lernmaterialien im Allgemeinen eine immer wichtigere Rolle spielt. In ihrem Vortrag zeigte sie, welche Inhaltselemente in der Open Source Software H5P wie barrierefrei genutzt und gestaltet werden können.

Zum Abschluss des Fachtags hatten die Teilnehmenden bei einer praxisorientierten Parallelsession wieder die Möglichkeit, zwischen Angeboten auszuwählen: Entweder sich zur Podcast-Produktion im italienischen Fremdsprachenunterricht und ihren didaktischen Mehrwerten auszutauschen oder sich praktische Tipps und Hinweise zur Nachnutzung von OER-Bildern zu holen. Die Verteilung der Teilnehmenden zeigte, dass beide Themen gerne angenommen wurden.

Mit dieser dritten Parallelsession ging der vierte OER-Fachtag erfolgreich zu Ende und die Teilnehmenden nahmen ihre eigene Schatzkiste an Eindrücken und Inspirationen mit.

Der nächste Fachtag lässt auch nicht lange auf sich warten: Der OER-Fachtag Gesundheit findet am 04. September 2023 in Präsenz in Bochum (Hochschule für Gesundheit) statt.

Den OER-Fachtag Sprachwissenschaften haben die ORCA.nrw-Netzwerkstellen von sieben NRW-Hochschulen gemeinsam organisiert. Mit dabei waren neben der Universität Paderborn (Federführung), die Ruhr-Universität Bochum, die Universität Duisburg-Essen, die Universität zu Köln, die HHU Düsseldorf, die Universität Bielefeld und die Universität Siegen.

Die am Fachtag Sprachwissenschaften beteiligten Netzwerkstellen bedanken sich ganz herzlich bei den engagierten Beitragenden für Ihre Inputs, den studentischen Hilfskräften für Ihre Unterstützung vor und während des Fachtags und allen anderen Personen, die diesen Fachtag unterstützt haben!

 

Herzlichen Dank an Frank Homp (Universität Bielefeld), der die Grafik angefertigt hat. Die Grafik ist unter der Lizenz CC BY 2.0 lizenziert und auch über flickr zugänglich.

Bianca Geurden: „Lehrende haben Schätze, die sichtbar werden sollten“

37 Hochschulen in Nordrhein-Westfalen tragen das Landesportal ORCA.nrw. An ihnen steht Lehrenden und Studierenden, die sich mit offenen Bildungsressourcen (OER) auseinandersetzen, eine Netzwerkstelle als Ansprechperson Nummer eins zur Seite. Bianca Geurden ist eine von ihnen. Seit über zwei Jahren forciert die 31-Jährige an der Universität Siegen die Kultur des Teilens und bringt sich mit eigenen Ideen ins Netzwerk ein. So hat Geurden unter anderem das OER-Feedbackrad entwickelt. Was es damit auf sich hat, warum sie sich bei ihrer Arbeit als Entdeckerin sieht und welche interessante Vorab-Info sie über eine neue OER-Studie des Netzwerks verraten kann, lesen Sie in der zweiten Ausgabe des Netzwerkstellen-Porträt.

 

Bianca Geurden, Sie sind von Ihrem Netzwerkstellen-Kollegen Frank Homp nominiert worden, der von Ihnen gerne wissen würde: Welchen abstrakten Begriff möchten Sie Ihrem bald zur Welt kommenden Nachwuchs als erstes erklären?

Geurden: (schmunzelt) Das ist so spontan gar nicht einfach zu sagen, aber mir fällt direkt „Danke sagen“ und das Wort „Dankbarkeit“ ein. Man sagt ja im Alltag sehr selbstverständlich „Danke“, aber zu verstehen, dass es sich dabei nicht nur um eine schlichte Reaktion auf den anderen handelt, sondern warum es einem in dieser Situation über die Lippen kommt und was Dankbarkeit im Kern bedeutet, würde ich gerne versuchen zu erklären.

Sie haben Kommunikationswissenschaften und Germanistik studiert. Gehen wir recht in der Annahme, dass das Studium eine gute Vorbereitung auf Ihren heutigen Job als Netzwerkstelle ORCA.nrw war? Kommunikation spielt doch sicher eine große Rolle.

Geurden: Sie ist auf jeden Fall die Basis für unseren Beruf – ohne Kommunikation mit den Lehrpersonen, der Geschäftsstelle von ORCA.nrw und den Kolleg*innen aus dem Netzwerk geht fast nichts. Meine Devise ist dabei: Lieber einmal mehr kommunizieren als zu wenig, dann entstehen viele Probleme erst gar nicht.

Welche Aufgaben fallen noch in Ihren Verantwortungsbereich?

Geurden: Mein Arbeitstag bietet sehr bunte Themenfelder, und genau das ist spannend. Vor allem geht’s natürlich um die Förderung von OER und die Frage: „Wie kann das Thema in den Hochschulen etabliert werden?“ Wir haben hier an der Uni Siegen ein OER-Serviceteam, das Beratung und Hilfestellung bei der Produktion und Nutzung von frei lizenzierten Materialien anbietet. Darüber hinaus bin ich auch in die Auswahl und Begleitung von OER-Förderprojekten involviert und schaue, wo und wie ich das Thema Openness sonst noch vorantreiben kann.

Mit welchen Bezugsgruppen haben Sie dabei am meisten zu tun?

Geurden: Das ist eine lange Liste, an deren Anfang sicher die Lehrenden stehen, denen ich bei ihren Anliegen rund um freie Bildungsmaterialien sowie ORCA.nrw mit Rat und Tat zur Seite stehe. Dann gibt’s einige hochschulinterne Gruppen wie zum Beispiel Multiplikator*innen aus der Digitalen Lehre, die Medientechnik im Kontext der Produktion von OER-Inhalten, die Bibliothek beim Thema Openness, das Justiziariat für Fragen zum Datenschutz oder bei strategischen Entscheidungen das Prorektorat Bildung.

Sie sind seit über zwei Jahren als Netzwerkstelle tätig: Welche Frage zu ORCA.nrw haben Sie am häufigsten gehört?

Geurden: Schwierig zu sagen, da ich viele unterschiedliche inhaltliche Fragen gestellt bekomme. Aber am ehesten ist es: „Warum sollte ich mir den Aufwand machen, mein Material als OER zu veröffentlichen?“

Und was antworten Sie dann?

Geurden: Das kommt ganz auf die jeweilige Person an, da die Werte und Erfolge, die mit der Veröffentlichung und dem Teilen von OER einhergehen, ganz individuell gewichtet werden. Für die einen besteht der Anreiz darin, mehr Sichtbarkeit für die eigene Arbeit und die eigenen Kompetenzen zu erlangen, für andere ist das Gefühl ausschlaggebend, etwas Nützliches und Sinnstiftendes zu tun.

Was macht das Netzwerk Landesportal ORCA.nrw so einzigartig?

Geurden: Ich sage aus tiefster Überzeugung: die unfassbar große Schwarmintelligenz. Das ermöglicht es uns, unterschiedlichste Aspekte von OER mitzudenken und in vielen Punkten auch initial aufzudecken. Darüber hinaus können wir Lehrende verschiedener Hochschulen sehr gut miteinander verknüpfen und dadurch Kommunikationswege beschleunigen. Man könnte auch sagen: Wir kennen meist jemanden, der jemanden kennt, der weiterhelfen kann.

Bei welcher Frage konnte das Netzwerk Ihnen zuletzt weiterhelfen?

Geurden: Ganz oft bei der einfachen Frage: „Wie siehst du das?“ Und im Speziellen vor allem bei Fragen zum Thema Urheberrecht. Gerade da macht es Sinn, sich abzusichern, und da helfen die Antworten meiner Kolleg*innen immer weiter.

Ihre Kolleginnen und Kollegen im Netzwerk haben Ihren besonderen Einsatz hervorgehoben. Und es stimmt: Sie sind zum Beispiel zusätzlich zu Ihren eigentlichen Aufgaben in vielen Arbeitsgruppen aktiv. Woher kommt Ihre Leidenschaft für das Thema OER?

Geurden: Ich bin mir sicher, dass jede und jeder von uns den Grundgedanken von OER auch im Alltag weiterträgt: Bildung für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen. Dafür gehe ich gerne auf Schatzsuche. Ich möchte Lehrenden bewusst machen, dass sie Schätze beherbergen, die sie für alle sichtbar machen können. Da sehe ich mich auch ein Stück weit als Entdeckerin. Was mich ansonsten antreibt, ist das Erleben von Aha-Effekten, wenn der Moment gekommen ist, da OER-Erstellende für sich einen Sinn in OER entdecken und dann bei der Produktion von Lehrmaterialien das spätere Teilen mitdenken.

In der AG Kultur des Teilens haben Sie unter Lehrenden eine Umfrage gestartet, um herauszufinden, wie OER in der Praxis genutzt wird. Können Sie uns schon einen kleinen Einblick in die Ergebnisse geben?

Geurden: Ziel der AG ist es, den Kulturwandel zu mehr Offenheit an den Hochschulen voranzutreiben. Mit der Erhebung wollen wir mehr Klarheit schaffen, welche Motive es für oder gegen die Nutzung, Produktion und Veröffentlichung von OER unter Lehrenden gibt. Die Ergebnisse stehen kurz vor der Veröffentlichung und sollen später dazu beitragen, die Unterstützungsangebote an den Hochschulen noch besser auf die Bedürfnisse der Lehrenden zuzuschneiden. Nur so viel vorab: Wir haben unter anderem eine starke positive Grundhaltung zum nachhaltigen Teilen als Motivationsfaktor für die Produktion und Veröffentlichung von OER festgestellt.

Was genau ist das OER-Feedbackrad, das Sie entwickelt haben?

Geurden: Die Methode des Feedbackrads oder der Feedback-Zielscheibe als solche ist keine neue, sondern dient in vielen Bereichen dazu, Erwartungen abzugleichen und Evaluationen vorzunehmen. Mit dem OER-Feedbackrad können Lehrende sich gegenseitig zu einer erstellten Ressource Rückmeldung geben. Es gibt verschiedene Bewertungskategorien auf der Zielscheibe, die von eins bis fünf bewertet werden können – eins entspricht dabei dem OER-Goldstandard.

Und fünf?

Geurden: Bei einer Fünf würden Nutzende erhebliche Schwierigkeiten sehen oder das Material als nicht OER-fähig einstufen.

Können Sie uns auch noch erklären, was die OER-Cupcake-Regel ist?

Geurden: (lacht) Natürlich! Sie beschreibt auf bildlicher Ebene, wie man OER-Materialien remixen kann. Die Gesamtlizenz orientiert sich dann am restriktivsten Einzelmaterial. Im Bild des Cupcakes erklärt: Der Sahneaufguss, der Kuchen und das Papier sind die einzelnen OER-Materialen, die allesamt unterschiedliche Lizenzen haben können. Wenn die Sahne also zum Beispiel CC-BY SA ist, ist der gesamte Cupcake mit CC-BY SA zu lizenzieren.

Zum Ende dürfen wir Danke sagen fürs Gespräch – aber nicht ohne Sie zu fragen, wer in der nächsten Ausgabe des Formats dabei sein soll und welche Frage Sie für sie oder ihn haben?

Geurden: Ich freue mich, meinen Kollegen Robin Schütgens von der Folkwang Universität der Künste zu benennen. Ich habe mich schon oft gefragt: Stellst Du als Netzwerkstelle fest, dass es an Kunst- und Musikhochschulen eine eigene oder erweiterte OER-Strategie gegenüber Fachhochschulen und Universitäten braucht? Und gibt es sogar Sichtweisen aus diesen Fachbereichen, die OER anders, vielleicht sogar kreativer, beleuchten?