Autorin: Bianca Geurden, Universität Siegen
Interviewpartner*innen:
Anne Krüger,
ORCA.nrw Netzwerkstelle Robert Schumann Hochschule Düsseldorf
Sabine Kober,
ORCA.nrw Netzwerkstelle Hochschule Düsseldorf
Dr. Elisabeth Scherer,
ORCA.nrw Netzwerkstelle Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Andreas Matt,
Administrativer Projektkoordinator HD@DH.nrw
Das nachfolgende Interview wurde im Oktober geführt und anschließend verschriftlicht.
Andreas Matt:
Herzlich Willkommen zu unserem kleinen Interview. Für unsere Leser*innen: Wir, das heißt drei Vertreterinnen der ORCA.nrw Netzwerkstellen und ich als Vertreter des Projekts HD@DH.nrw, sitzen heute zusammen, um eine kurze Vorstellung zu den Fragen zu machen: Was sind und machen die ORCA.nrw Netzwerkstellen und was ist das Landesportal? Mit der letzten Frage möchte ich auch gleich anfangen: Was ist eigentlich das Landesportal ORCA.nrw genau?
Sabine Kober:
Das Landesportal ORCA.nrw ist eine Plattform, auf der Open Educational Resources (OER) für Lehrende und Studierende bereitgestellt werden. Lehrende aus NRW können hierüber offene Bildungsmaterialien teilen oder aber bereits in ORCA.nrw eingestellte OER von anderen frei nutzen. Das Portal bietet darüber hinaus auch Informationen und Unterstützungsangebote rund um digitalgestütztes Lehren und Lernen an.
Wir drei gehören zu einem Netzwerk, das an das Landesportal angedockt ist. Das heißt konkret: Jede beteiligte, staatlich finanzierte Hochschule in NRW hat eine solche Netzwerkstelle vor Ort, die dafür eingesetzt ist, die Plattform ORCA.nrw in der jeweiligen Hochschule zu verankern und in die Breite zu tragen. Dafür ist es auch notwendig, den Gedanken hinter OER nicht nur bekannter unter den Lehrenden und Studierenden zu machen, sondern diese aktiv zu einer Teilnahme an einer Kultur des Teilens zu bewegen. Damit das gelingt, gibt es uns als Netzwerkstellen, die den Lehrenden mit Beratung und Unterstützung zur Seite stehen.
Andreas Matt:
Das klingt nach einer sehr anspruchsvollen Aufgabe. Da würde sich bei mir die Frage anschließen: Wo und aus welchen Gründen können sich Lehrende zu welchen Themen an euch wenden bzw. mit euch ins Gespräch kommen?
Sabine Kober:
Das hängt auch ein bisschen davon ab, wo und wie die Netzwerkstelle in den einzelnen Hochschulen aufgehangen ist. Ich persönlich bin zum Beispiel in der Mediendidaktik tätig. Mich kontaktieren Lehrende in der Hauptsache, wenn sie Fragen zur Gestaltung digitaler Lehre haben oder wenn sie sich Unterstützung bei der Produktion von Videos, Podcasts oder ähnlichem wünschen. In diesem Rahmen ist es dann recht naheliegend, auch das Thema OER anzuschneiden. In der Medienproduktion bietet es sich immer an zu fragen: Haben Sie bereits geschaut, welche einsetzbaren Materialien es bereits gibt? Wollen Sie Ihre Materialien denn später anderen Lehrenden zur Verfügung stellen?
Anne Krüger:
Gerne kann ich noch etwas zur Perspektive der Musikhochschulen sagen. So haben wir keinen eigenen Bereich Mediendidaktik, dafür ist unsere Hochschule zu klein, sodass viele Aufgaben an einer Stelle zusammenkommen. Tendenziell sind OER für die meisten Lehrenden dieses Hochschultyps ein neues Feld. Deshalb geht es häufig erst einmal darum, das Konzept der freien Lehr-/Lernmaterialien in die Hochschule zu tragen und eine Art Aufklärungsarbeit zu leisten, auf die dann eine konkrete Unterstützung folgen kann.
Zusätzlich bin ich für die Begleitung der Digital Fellowships für Innovationen in der digitalen Hochschullehre verantwortlich. Hier findet sich eine Schleife zu OER, denn im Rahmen dieser Fellowships generiertes Material muss auch frei lizenziert Eingang in das ORCA.nrw Portal finden. Zur Vergabe der Fellowships und generell zur Förderung der Digitalisierung in Studium und Lehre haben wir eine hochschulweite Kommission gegründet. Hier bin ich in die Betreuung involviert und komme auch mit Lehrenden wieder in Berührung.
Andreas Matt:
Wie genau sieht denn im konkreten Einzelfall, oder auch allgemein, eure Begleitung und euer Unterstützungsangebot für Förderprojekte aus?
Elisabeth Scherer:
Also bei mir hängt das ganz stark davon ab, wieviel Unterstützung und wieviel Begleitung die Geförderten selbst haben möchten. Teilweise ist es so, dass ich bei der Antragstellung einfach nur Formalia kontrolliere, also schaue, ob die Anforderung der Ausschreibung erfüllt werden. In anderen Fällen stehe ich wirklich sehr stark unterstützend zur Seite. Da werde ich auch in die inhaltliche Antragstellung einbezogen. Wir entwickeln dann gemeinsam Ideen und Konzepte für OER-Materialien, die in diesen Förderlinien entstehen sollen.
Sabine Kober:
Wir haben eine separate Stelle, die sich um die formale Unterstützung der Förderprojekte, speziell im Bereich Lehre, kümmert. Mit dieser Stelle arbeite ich zusammen. Wenn z. B. Fragen zu ORCA.nrw oder zu den Formaten, die von den Förderprojekten erstellt werden sollen, kommen, gebe ich diese an die ORCA.nrw Geschäftsstelle weiter und spiegele die Antworten zurück. In den direkten Kontakt mit den Projekten komme ich eher im Bereich Mediendidaktik. Aktuell bin ich in der Förderrunde auch in zwei Anträgen tiefer involviert, damit die Mediendidaktik von Beginn an mitgedacht wird.
Andreas Matt:
Seid ihr denn mit Blick auf euren beruflichen Hintergrund alle Hochschuldidaktiker*innen? Wie gestaltet sich euer Zugang zu diesem vielseitigen Aufgabenfeld?
Elisabeth Scherer:
Nein, das ist keineswegs so. Unser ORCA.nrw-Netzwerk lebt gerade davon, dass wir sehr unterschiedliche Hintergründe mitbringen und uns entsprechend auch gegenseitig unterstützen können. Ich selbst bin zum Beispiel Japanologin und habe mich als wissenschaftliche Mitarbeiterin immer sehr für das Lehren und Lernen engagiert. Inzwischen bin ich in der Hochschuldidaktik tätig und gebe selbst Workshops in diesem Bereich. Ich habe also etwas die Rollen gewechselt.
Sabine Kober:
Bei mir passt es. Ich habe tatsächlich Medienpädagogik, Mediendidaktik studiert und bin entsprechend Didaktikerin.
Anne Krüger:
Ich bin von Haus aus Soziologin. Bevor ich hier an der Musikhochschule angefangen habe, war ich unter anderem lange im Qualitätsmanagement einer großen Uni tätig.
Andreas Matt:
Also sehr unterschiedliche Hintergründe, was mich zu der Frage führt: Was bereitet euch an euren Tätigkeiten als Netzwerkstellen denn besonders viel Freude?
Elisabeth Scherer:
Das knüpft auch an das an, was wir gerade gesagt haben. Ich finde den Austausch mit engagierten Menschen aus ganz NRW, die verschiedenste Hintergründe mitbringen, sehr faszinierend. Durch das ORCA.nrw-Netzwerk erhalte ich zudem viele Einblicke in andere Hochschulen und Hochschulkulturen. Bezogen auf meine eigene Universität schätze ich an dieser Stelle, in den Austausch mit Lehrenden aus allen möglichen Fachbereichen zu kommen und mit diesen gemeinsam an neuen Ideen zu arbeiten. Das macht wirklich viel Freude.
Anne Krüger:
Mir macht besonders der Austausch mit den anderen Hochschulen viel Spaß an der Tätigkeit der Netzwerkstelle. Ich bin außerdem relativ spät in das Netzwerk eingestiegen und war begeistert von der tollen kollegialen Atmosphäre. Die schon vielfach benannte Kultur des Teilens wird dort wirklich gelebt. Das finde ich immer wieder schön.
Sabine Kober:
Das kann ich alles so unterschreiben. Ich empfinde zusätzlich noch diesen Blick von außen auf die eigene Hochschule, den man durch die Netzwerkarbeit und den regelmäßigen Austausch erhält, sehr wertvoll. Das hilft dabei, nicht, ja, im eigenen Saft zu kochen, sondern die eigenen Dinge durch andere Meinungen und Feedbacks besser reflektieren zu können.
Andreas Matt:
Vielen Dank für eure Antworten. Was mich natürlich besonders als Vertreter des Projekts HD@DH.nrw interessiert: Wo sind eure Berührungspunkte zu unserem Projekt und zu unseren Veranstaltungen? Wie würdet ihr die Zusammenarbeit unserer Projekte umreißen?
Sabine Kober:
Meine Berührungspunkte lagen bisher besonders in der Teilnahme an euren Vorträgen und Workshops, u. a. auch im Zuge der Veranstaltungsreihe „Lehre verbindet NRW“ (s. Link zum Blog von ORCA.nrw), die gemeinsam mit ORCA.nrw ausgerichtet wird. Die werde ich auch zukünftig gern besuchen, denn zum einen nehme ich hieraus immer etwas für mich mit, selbst wenn mir das Thema grundsätzlich bekannt ist, zum anderen ist es sehr wertvoll, die Projektgeförderten in den Veranstaltungen zu sehen und zu verstehen, wo ihre Fragen und Probleme liegen. So kann ich sie dann auch vor Ort noch besser beraten.
Anne Krüger:
Ich schätze die hochschuldidaktischen Angebote von HD@DH.nrw perspektivisch als interessant für Kunst- und Musikhochschulen ein, da wir in der Regel keine oder kaum eigene solcher Angebote aufgrund fehlender Kapazitäten machen können. Ich freue mich hier auf mehr.
Elisabeth Scherer:
Wir hatten an der Heinrich-Heine-Universität schon mehrere Flying Experts zu Gast und fanden dieses Angebot von HD@DH.nrw sehr inspirierend. Das hat uns weitergeholfen, neue Ideen für unser Workshopangebot für Lehrende zu entwickeln. Auch in Zukunft möchten wir die Flying Experts gerne weiter nutzen.
Andreas Matt:
Dann bleibt mir an dieser Stelle nur noch übrig, mich ganz herzlich bei euch für eure Antworten und Auskünfte zu bedanken und euch einen schönen Tag zu wünschen.
Fotos:
Anne Krüger: Privat | Sabine Kober: Sabine Kober | Dr. Elisabeth Scherer: Medienlabor Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf