„KI-NEL-23-NRW war ein rundum erfolgreiches Projekt für uns“

Die Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) in Studium und Lehre sind rasant. Der Weiterbildungs- und Vernetzungsbedarf zum Thema ist ungebrochen hoch. Deshalb bearbeiteten das Zentrum für Wissenschaftsdidaktik (ZfW) der Ruhr-Universität Bochum und das Landesportal ORCA.nrw in Stellvertretung für die Digitale Hochschule NRW das bundesweite Projekt „Konzertierte wissenschaftliche Weiterbildungen zu Künstlicher Intelligenz in der Hochschullehre“ (KI-NEL-23).

Die kurze Projektlaufzeit von Oktober 2023 bis März 2024 wurde durch verschiedene Veranstaltungsformate intensiv genutzt, um über das Thema KI in der Hochschullehre zu informieren und interessierten Fachgemeinschaften die Möglichkeit des Austauschs zu bieten. Der Fokus von ORCA.nrw lag hierbei auf der Bedeutung Künstlicher Intelligenz für Open Educational Resources (OER), während das Zentrum für Wissenschaftsdidaktik den Schwerpunkt auf generative KI in Studium und Lehre sowie Vernetzung von Fachgemeinschaften setzte.

Jonas Leschke vom ZfW und ORCA.nrw-Geschäftsführer, PD Dr. Markus Deimann (beide im Bild), die das Projekt im Team mit den ZfW- und ORCA-Kolleg*innen umgesetzt haben, werfen in diesem Abschlussbeitrag einen Blick zurück auf einige der umgesetzten Maßnahmen.

 

Austauschtreffen: Infrastruktur für Generative KI

Datenschutzkonformität, Finanzierbarkeit und technische Umsetzbarkeit von KI-Systemen für Hochschulen sind Themen, die aktuell diskutiert werden. Zwei landesweite digitale Austauschtreffen, im Dezember 2023 sowie März 2024 unter dem Titel „Infrastruktur für Generative KI an Hochschulen“ vom ZfW organisiert, ermöglichten hierzu einen hochschulübergreifenden Austausch der Rechenzentren in NRW. In den (bislang) zwei Terminen wurden aktuelle Entwicklungen von Dr. Christian Schlösser an der FH Dortmund, von PD. Dr. Malte Persike an der RWTH Aachen und Martin Bovermann und Tim Trappen an der Ruhr-Universität Bochum vorgestellt und technische Herausforderungen diskutiert. Trotz der Unterschiedlichkeit der Ansätze, indem beispielsweise Open Source-Modelle oder Modelle Kommerzieller Anbieter verwendet werden, sind die Herausforderungen teilweise identisch. Auch in den kommenden Monaten soll es, dann koordiniert durch das Projekt KI:edu.nrw, weitere Austauschmöglichkeiten für die Rechenzentren geben.

Jonas Leschke: „Für die strategischen Prozesse der Bereitstellung generativer KI an der eigenen Hochschule war es hilfreich zu sehen, welche unterschiedlichen Ansätze die Hochschulen auf der Ebene der technischen Bereitstellung verfolgen. Neben den vorgestellten individuellen Standortlösungen wurde deutlich, dass der Wunsch und der Bedarf einer standortübergreifenden Bereitstellung im Land bestehen. Vielen Dank auch an die Präsentierenden der jeweiligen Standortüberlegungen zur Bereitstellung generativer KI, die ganz unterschiedliche Ansätze verfolgen. Den in den Terminen formulierte Wunsch nach weiteren Austauschmöglichkeiten auch nach KI-NEL-23 nehmen wir auf und koordinieren den Austausch unter dem Dach von KI:edu.nrw gerne weiter.“

   

Digitale Themenreihe: How to be learning aid?

In Nordrhein-Westfalen werden bereits seit Längerem Projekte von unterschiedlichen Mittelgebern (BMBF, DFG, Stiftung Innovation in der Hochschulbildung, KI-Campus, DH.NRW) gefördert, die sich mit Künstlicher Intelligenz in der Hochschule und Lehre beschäftigen. Im Rahmen einer digitalen Themenreihe konnten sich sechs dieser Projekte vorstellen, namentlich uLKIS, KI-transdisziplinär, IMPACT, AIStudyBuddy, HAnS und Digitales Mentoring. Die Projekte beschäftigen sich beispielsweise mit KI-basierten Unterstützungssystemen für Studierende und Disziplinen unabhängigen KI-Kompetenzen. Die Themenreihe wurde um einen siebten Termin zur aktuellen rechtlichen Einschätzung generativer KI in der Hochschullehre von Nicolas John von der WWU Münster ergänzt. Insgesamt hat sich durch die unterschiedlichen Projekte wieder gezeigt, wie vielfältig bereits jetzt am Thema Künstliche Intelligenz in der Hochschule gearbeitet wird und das KI nicht gleich KI ist.

Einen Überblick über die vorgestellten Projekte und die Möglichkeit zum Download der Präsentationsfolien erhalten Sie hier.

Leschke: „Wir waren uns zuerst nicht sicher, wie groß die Nachfrage der Lehrenden an so einer Themenreihe ist. Immerhin haben sich hier noch laufende Projekte vorgestellt, die teilweise noch keine fertigen Lösungen für die Hochschullehre anbieten konnten. Alle Termine waren aber sehr gut besucht und auch den Vortragenden ist es gelungen die Implikationen der Projekte für die Praxis in der Hochschullehre darzustellen. Ich bin davon überzeugt, dass vergleichbare Austauschformate für ein Praxisfeedback, aber auch zur Kooperation zwischen Projekten einen großen Mehrwert bieten und auch die Lehrenden selbst erhalten neben der Partizipationsmöglichkeit Einblicke und Vorschläge, wie sie ihre Lehre schon heute oder zukünftig weiterentwickeln können.“

 

NRW-weite Vernetzung zu Generativer KI

Die Bedeutung generativer KI-Systeme für Studium und Lehre und auch der Verwaltung beschäftigt neben den technischen und projektbasierten Bereichen auch die zentralen Einrichtungen der Hochschulen. Der Umgang mit den generativen KI-Werkzeugen stellt Hochschulen nicht nur vor technische Herausforderungen, die es nun zu bearbeiten und in geordnete Bahnen zu bringen gilt. Ziel des Vernetzungstreffens im Februar 2024 war der Erfahrungsaustausch und die Systematisierung von Lösungsansätzen zum Umgang mit KI in Studium und Lehre. Hierfür haben wir über die Hochschulleitungen aller Hochschulen in NRW in den Beckmanns Hof nach Bochum eingeladen und so Personen von 33 Hochschulen sowie Vertreter*innen aus dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft und dem Hochschulforum Digitalisierung in den Austausch gebracht. Nach initialen Impulsvorträgen zu den vier Handlungsfeldern der technischen Umsetzbarkeit, Regelungsbedarfen, weiterführenden Beratungs- sowie Schulungsangeboten für Lehrende und Studierende sowie curricularen Einflüssen wurden diese Themen im Rahmen eines World Cafés diskutiert. Die Ergebnisse des World-Cafés wurden am Nachmittag zusammengetragen und resultierende strategische Bedarfe und Konsequenzen im Land diskutiert.

Leschke: „Das Vernetzungstreffen hat gezeigt, wie deutlich die Bedarfe an einer hochschulübergreifenden Zusammenarbeit im Kontext generativer KI über die technische Bereitstellung hinaus geht. Sicherlich gibt es mittlerweile an jeder Hochschule Personen, die sich aus ihrem Bedarf heraus mit dem Thema beschäftigen. Es ist aber beispielsweise nur ein Baustein, generative KI an einer Hochschule technisch bereitzustellen. Für einen kompetenten Umgang mit den Systemen braucht es beispielsweise Schulungsangebote für eine große Anzahl an Lehrenden, Studierenden und auch allen weiteren Personen an Hochschulen, wie der Forschung und Verwaltung. Zudem wurde auch an diesem Tag wieder der Bedarf nach einer eindeutigen Regelung im Umgang mit generativer KI diskutiert. Neben allgemeinen Regelungen muss dieser Umgang aus meiner Sicht fachspezifisch ausdifferenziert werden, sodass es bspw. auch hochschulübergreifend in den Fachcommunities einen systematischen Dialog braucht.“

 

Informationsveranstaltung Dr. Robert Schuwer

Es war der gelungene Auftakt in eine Reihe von zahlreichen Projektmaßnahmen: Dr. Robert Schuwer, OER-Forscher aus den Niederlanden, lud zur Online-Veranstaltung unter dem Titel „Generative künstliche Intelligenz und offene Bildungsmaterialien: Segen oder großes Risiko?“. In seinem einstündigen Vortrag erklärte Schuwer unter anderem die Chancen, durch KI künftig „on the fly“ OER erstellen zu können. Gleichzeitig gab er aber auch einen ersten Überblick, welche Probleme dadurch entstehen können: zum Beispiel die Frage nach der richtigen Lizenzierung und Quellenangabe oder Sicherstellung der Barrierefreiheit von Materialien.

PD Dr. Markus Deimann: „Mit dem Vortrag wollten wir ganz zu Beginn des Projekts einen Rahmen abzustecken. Ich kenne Robert seit vielen Jahren, er ist ein OER-Experte der ersten Stunde und forscht seit einiger Zeit schon zum Thema ‚OER und KI‘. Zudem bringt er eine internationale Sicht auf das Thema mit. Er hat es geschafft, in einer Stunde nicht nur einen Überblick über die Themenlage zu geben, sondern auch einen Ausblick. Das war für die weiteren Veranstaltungen – zum Beispiel auch einen Online-Workshop zusammen mit Robert – enorm hilfreich.“

 

Workshop im Rahmen des „OERCamp 2024“

Vier Stunden wurde diskutiert und ausprobiert. PD Dr. Markus Deimann und Daniel Diekmann, OER-Referent bei ORCA.nrw, luden im Rahmen des diesjährigen „OERCamp“ zum Workshop unter dem Motto „Künstliche Intelligenz und Open Educational Resources – Ideen entwickeln, gestalten und reflektieren“ ein. Dabei richtete er sich – wie die meisten Angebote des „OERCamp“ nicht ausschließlich an die deutschsprachige OER-Community aus dem Hochschulwesen, sondern aus allen Bildungsbereichen. Im ersten Schritt des Workshops wurde zu verschiedenen Themen diskutiert, unter anderem welche Handlungsfelder und Herausforderungen sich in der Lehre aktuell ergeben. Im zweiten Schritt wurde es dann praktisch, und die Arbeit mit ChatGPT stand im Fokus.

Deimann: „Der Workshop wurde von der Community sehr gut angenommen. Wir haben verschiedene Stationen vorbereitet, aber bewusst wenig Input gegeben. Der Fokus lag auf dem Diskutieren, Ausprobieren und Konzeptionieren. An der Resonanz haben wir gemerkt, dass es sich lohnt, das Thema ‚OER und KI‘ zu diskutieren, weil es wichtiger werden wird.“

 

KI-Freitag

Im Format „Kennt Ihr schon?“ hat ORCA.nrw Experten zum Thema „OER und Künstliche Intelligenz“ zu Wort kommen lassen. Immer freitags wurden Videos auf der Themenseite sowie LinkedIn und X veröffentlicht. Thematisch wurden eine Vielzahl von Themen, unter anderem rechtliche Aspekte, Fragen zur Lizenzierung und Potenziale und Risiken von KI für OER, behandelt. Impulsgeber waren beispielsweise Fabian Rack von iRights.law, Dr. Robert Farrow aus dem Vereinigten Königreich oder Patrick Zauner und David Lohner vom Karlsruher Institut für Technologie. Insgesamt generierte das Landesportal mit den zehn Ausgaben über 5.000 Impressionen. Das zeigt, dass das Thema „OER und KI“ große Relevanz und Nachfrage hat.

Deimann: „Mit dem Video-Format wollten wir eine breitere Zielgruppe auf das Thema ‚OER und KI‘ aufmerksam machen und es zudem ansprechend und lebendig aufbereiten. Wir haben zahlreiche Experten aus dem Bereich zu Wort kommen lassen und so viele unterschiedliche Themenbereiche abdecken können. Zum Beispiel zu rechtlichen Aspekten gibt es in der Community viele offene Fragen, durch die Videos haben wir versucht, Antworten zu liefern.“

 

Fazit

Das Projekt KI-NEL-23-NRW stand neben den zahlreichen erfolgreichen Maßnahmen auch im Zeichen der guten Zusammenarbeit in Nordrhein-Westfalen. Entsprechend positiv fällt auch das Gesamt-Resümee von Jonas Leschke und PD Dr. Markus Deimann aus.

Deimann: „KI-NEL-23-NRW war ein rundum erfolgreiches Projekt für uns. Wir haben uns zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen vom Projekt KI:edu.nrw in besonderem Maße mit dem wichtigen Thema ‚Künstliche Intelligenz in Bezug auf OER‘ auseinandersetzen können und viele neue Einblicke und Perspektiven erhalten. Für uns ist das in unserer täglichen Arbeit eine außerordentlich gute Grundlage, um bei diesem Thema auch in Zukunft wichtige Impulse geben zu können. Ein besonderer Dank gilt der Stiftung Innovation in der Hochschullehre, ohne deren Förderung uns diese besondere Möglichkeit nicht gegeben gewesen wäre.

Leschke: „Ich kann mich Markus nur anschließen. Auch aus unserer Perspektive waren alle Formate ein Erfolg und durch die Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen von ORCA.nrw konnten wir jeweils unsere Expertise einbringen und somit sinnvolle Schwerpunkte setzen, indem ORCA.nrw Angebote zu generativer KI im Kontext von OER und wir Angebote zu generativer KI im Kontext verschiedener Perspektiven der Hochschullehre und Hochschulentwicklung durchgeführt haben. Auch wir werden im Kontext von KI:edu.nrw weiter an dem Thema arbeiten. Wir danken auch der Digitalen Hochschule NRW für die Möglichkeit KI-NEL-23-NRW für das Land umzusetzen und den Kolleg*innen vom Netzwerk der Landeseinrichtungen für digitale Hochschullehre (NeL) für die tolle Zusammenarbeit.“

 

Eine Übersicht über diese und weitere Maßnahmen aus dem Projekt KI-NEL-23-NRW finden Sie unter anderem auf der Projektseite.